Die Jugendlichen von St. Georg

LANGZEIT-DOKU Ein Filmemacher-Paar hat seine Tochter und ihre Freunde über zwölf Jahre begleitet

„Es ist faszinierend, Kinder beim Heranwachsen zu beobachten“, sagt Filmemacherin Leslie Franke. Zwölf Jahre lang haben sie und ihr Mann Hermann Lorenz fünf Kinder aus Hamburgs „Problemviertel“ St. Georg mit der Kamera begleitet – von 1999 bis 2011. Etwa im Zweijahresrhythmus haben sie versucht, den Alltag und die besonderen Ereignisse im Leben der Kinder festzuhalten.

Tochter Klara ist eine der Protagonisten des Films. Sie und ihre Freunde Tamim, Freya, Nevena und Mitchel verbrachten als Kinder viel Zeit im Haus des Filmemacherpaares. Sie seien nah dran gewesen an den Kindern, sagt die Mutter, und so entstand, angelehnt an eine DDR-Langzeitdokumentation, die Idee zu dem Projekt. „Aber wir wollten die Kinder selbst zu Wort kommen lassen. Sie sollten die Geschichte entwickeln“, sagt Franke. Deshalb gibt es auch im ganzen Film keinen Kommentar.

Während es im ersten Teil, der 2004 erschien, vor allem um Schule und Freundschaften ging, rücken im zweiten Teil persönliche Interessen, Berufswünsche und die Liebe in den Vordergrund. Aber auch über Religion und die Veränderung ihres Stadtteils sprechen die Fünf.

Sie sind mittlerweile Teenager und nehmen die Kamera auch selbst in die Hand, um Momente festzuhalten, in denen die Erwachsenen unerwünscht sind. Ihre eigene Tochter haben die Filmemacher nie interviewt. Das wäre dann doch zu merkwürdig gewesen, sagt Franke. Dafür waren die Co-Regisseure Alexander Grasseck und Stefan Corinth zuständig.

„Es war eine tolle Zeit“, sagt die Regisseurin. Zwar hätten die Jugendlichen öfter Termine abgesagt, „aber es war ein Privileg, sie überhaupt begleiten zu dürfen. Besonders in einer Zeit, wo die Eltern ja häufig ausgeschlossen werden.“  GRETA KÖHLER

Erstaufführung: „Kinder von St. Georg – die Jugendjahre (2005–12)“, Mi, 25. April, 20 Uhr, Kino Abaton, Hamburg, 17.30 Uhr: „Kinder von St. Georg – Erste Schuljahre“