Tauchen mit Assistenz oder im Spezialanzug

SPORT MIT HANDICAP „Tauchen Hamburg“ bietet Kurse für beeinträchtigte Menschen an. Warum Wasser barrierefrei ist und warum er viele Menschen in den Genuss des Schwebens bringen will, erklärt Tauchlehrer Torsten Buch

■ 32, taucht seit fast 20 Jahren und gibt Kurse bis zum höchsten nicht-professionellen Niveau der Tauchausbildungsorganisation PADI. Zudem ist er IDDA-Instructor.

taz: Herr Buch, Tauchsport für Menschen mit Behinderung ist eher ungewöhnlich, oder?

Torsten Buch: Das könnte man denken. Tatsächlich gibt es mit der International Disabled Divers Association (IDDA) inzwischen aber eine Organisation, die sich intensiv und ausdrücklich für die Förderung des Tauchsports mit Handicap einsetzt.

Wie sind Sie als Tauchlehrer auf das Thema aufmerksam geworden?

Ein guter Freund von mir sitzt im Rollstuhl und ist selbst leidenschaftlicher Taucher. Durch ihn wurde ich erstmals auf die Möglichkeit des Tauchens mit Handicap aufmerksam. Inzwischen bin ich selbst IDDA-Lehrer und bilde Taucher mit Handicap aus.

Worin unterscheiden sich Ihre Lehrgänge von „normalen“ Tauchkursen?

Die Unterschiede sind kleiner, als man denkt. Ein querschnittsgelähmter Taucher braucht natürlich etwas länger, um seine Ausrüstung anzuziehen. Aber die Theorie und die Übungen im Wasser sind für alle dieselben. Natürlich gibt es dann noch Unterschiede in der Art der Fortbewegung unter Wasser. Denn unser Angebot richtet sich ja nicht nur an Querschnittsgelähmte, sondern auch an Menschen mit Amputationen, Sehbehinderte oder Menschen mit geistiger Behinderung zum Beispiel.

Gibt es Unterschiede zwischen einem herkömmlichen und dem IDDA-Tauchschein?

Ja, die IDDA hat eigene Kriterien für die Tauchscheine entwickelt – je nachdem, welches Handicap jemand hat. Darin ist auch festgehalten, wie tief die Taucher abtauchen dürfen – und ob sie sich selbst und anderen helfen können, wenn sie in Not geraten.

Ist ein behindertengerechter Tauchkurs besonders teuer?

Nein, bei uns zahlen alle denselben Preis.

Können auch Menschen mit schwerer Behinderung tauchen?

Es gibt Taucher mit Handicap, die wie jeder andere tauchen können. Andere können ihre eigenen Geräte bedienen, aber ihrem Tauchpartner im Notfall nicht helfen. Und es gibt Menschen, die beim Tauchgang Assistenz brauchen. Zwei begleitende Taucher helfen demjenigen dann bei der Bewegung und dem Druckausgleich. Manche von ihnen werden aufgrund ihrer schweren Behinderung zwar keinen Tauchschein machen können, aber wir wollen ihnen trotzdem das tolle Gefühl unter Wasser ermöglichen.

Gibt es eigentlich eine behindertengerechte Taucherausrüstung?

Ja, ein paar Dinge gibt es auf dem Markt. Querschnittsgelähmte Taucher müssen ja zum Beispiel die ganze Kraft aus den Armen holen. Zur Unterstützung gibt es da sogenannte Paddel-Handschuhe. Und Taucher mit Amputationen sieht man häufiger in eigens für sie angefertigten Anzügen.

Bieten Sie auch Tauchausflüge für Menschen mit Handicap an?

Wir arbeiten ganz inklusiv. Bei unseren Tauchausflügen an die Ostsee oder zu den Seen im Norden nehmen regelmäßig Menschen mit und ohne Handicap teil. Überhaupt nehmen die Tauchfreizeitangebote für Menschen mit Behinderung international zu. Selbst in Ägypten gibt es inzwischen auch IDDA-Schulen und Angebote für barrierefreie Ausflüge. Und auch der Deutsche Rollstuhl-Sportverband veranstaltet Reisen. INTERVIEW: BIRK GRÜLING

www.tauchen-hamburg.de

International Disabled Divers Association (IDDA): www.i-d-d-a.com