Allein sein, nein danke

HALLO? Die Rentnerin Elke Schilling denkt groß: Mit ihrer Krisenhotline „Silbernetz“ will sie alten Menschen aus der Einsamkeit helfen

Die Wende kam vor anderthalb Jahren, als ein Fünfundachtzigjähriger am Telefon zu ihr sagte: „Wissen Sie, junge Frau, die Reihen um mich herum sind leerer geworden, gibt es denn noch einen Grund, warum ich leben soll?“ Damals arbeitete Elke Schilling ehrenamtlich für ein Krisentelefon. Heute hat die siebzigjährige Seniorenvertreterin aus Berlin-Mitte eine Idee, wie man einsamen Menschen helfen kann – das Silbernetz. In den 90ern war die Juristin Landtagsabgeordnete der Grünen, später freiberufliche Unternehmensberaterin.

Von dem Telefonat war Frau Schilling so angerührt, dass sie nach einem Weg suchte, der alte Menschen zurück ins Leben führen könnte. In London wurde sie fündig: „The Silverline“ ist ein Krisentelefon für alte Menschen. Die kostenlose Hotline ist 24 Stunden erreichbar, Telefonagents sind eigens für die Probleme alter Menschen geschult: Sie hören zu und vermitteln Hilfe vor Ort und den Kontakt zu Selbsthilfegruppen. Für diese Aufgaben sind Festangestellte verantwortlich. Daneben arbeiten Ehrenamtliche als sogenannte Silver Line Friends und knüpfen Freundschafen mit den Hilfsbedürftigen. Sie melden sich einmal in der Woche bei den vermittelten Senioren und Seniorinnen und schauen, ob es Ihnen gut geht.

Elke Schilling hat sich das Konzept der „Silverline“ in London zweimal angeschaut und sich dann entschlossen, das Konzept nach Deutschland zu holen. Zurück in Berlin fand sie neun weitere Mitstreiterinnen, welche im letzten Jahr die Grundlagen für das Silbernetz geschaffen haben. Sie haben den Namen schützen lassen und die Durchwahl reserviert, unter der in Großbritannien die „Silverline“ erreichbar ist. Seit kurzem ist das deutsche Pendant ein offizielles Projekt des Humanistischen Verbands Deutschland. Nun wollen sie ihr Projekt auf Betterplace.org bewerben und eine Fundraising-Kampagne starten. Erste Anrufe wollen sie ab Herbst entgegennehmen. Eine Pilotwebsite gibt es bereits, doch bevor der Hörer auf der Leitung des Silbernetzes abgenommen wird, muss erst die finanzielle Grundlage stehen. KOREDE AMOJO