Luftverschmutzung in Peking: Dicke Luft vermiest Olympia-Vorfreude

Kurz vor Beginn der Spiele kämpft Peking noch immer gegen die braune Dunstglocke über der Stadt. Das IOC erwägt, einzelne Wettkämpfe zu verschieben.

Sicht bei gerade einmal 100 Metern: Peking. Bild: dpa

BERLIN taz Die Sportstätten sind fertig, die neuen U-Bahn-Linien in Betrieb genommen. Nur ein Problem wird die Pekinger Stadtverwaltung wohl auch bis zum 8. August nicht in den Griff bekommen: die horrende Luftverschmutzung.

Elf Tage bevor das olympische Feuer entzündet werden soll ist Peking erneut von einer dichten Dunstwolke umhüllt. Am Sonntagvormittag lag die Sicht bei gerade einmal 100 Metern. Pekings Umweltvizedirektor Du Shaozhong machte vor allem den dichten Nebel und wenig Wind dafür verantwortlich. "Egal in welchem Land, wenn es neblig ist, ist die Sicht immer schlecht", rechtfertigte sich Du. Die Zahlen belegen jedoch ganz andere Ursachen: Bei 296 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft am Tag lag die Partikelkonzentration am Sonntag. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hält eine Partikelkonzentration ab 50 Mikrogramm für gesundheitlich bedenklich.

Was die Abgase betrifft, lägen die Verschmutzungswerte immerhin 20 Prozent niedriger als im Vorjahr bei gleichen Wetterbedingungen, so Du. Seit Jahresbeginn seien die Normen für Luftqualität an mehr als 70 Prozent aller Tage erreicht worden. "Wir sind zuversichtlich, dass wir unsere Zusagen halten können", glaubt Du. Die Pekinger Behörden haben bereits Mitte Juli umfangreiche Umweltauflagen verhängt. Die Schwerindustrie ist weitgehend stillgelegt, Kohlekraftwerke sind abgeschaltet und die knapp 3,3 Millionen zugelassenen Autos dürfen je nach Nummernschild nur noch an geraden oder ungeraden Tagen fahren. Es brauche eben Zeit, bis die Maßnahmen zum Tragen kommen, sagt Umweltvize Du. Sollte die Luftqualität nicht ausreichen, würden "weitere Maßnahmen" ergriffen, sagte er - ohne Einzelheiten zu nennen.

Etliche Athleten haben sich dennoch entschieden, außerhalb Pekings zu trainieren. Jacques Rogge, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), schließt nicht mehr aus, dass Wettkämpfe in Ausdauersportarten von mehr als einer Stunde Dauer je nach Luftqualität verschoben werden könnten. Und italienische Sportmediziner rechnen gar mit gravierenden Leistungseinbrüchen. Mit vielen Rekorden würden die Pekinger Spiele nicht in die Sportgeschichte eingehen.

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