Hitzefrei am Nordpol

Eisdecke in der Arktis schmilzt seit zwei Wochen rapide dahin. Bis September Rekordtiefstand erwartet

BREMERHAVEN dpa ■ Das Meereis rund um den Nordpol schmilzt in diesem Jahr deutlich stärker als bislang angenommen. Seit zwei Wochen habe es einen so starken Rückgang gegeben, dass bereits jetzt der Vorjahres-Vergleichswert fast erreicht sei, sagte der Klimaforscher Professor Lars Kaleschke von der Uni Hamburg gestern. Die Talsohle folge aber noch. Im September 2007 war die geringste Eisbedeckung seit Beginn der Aufzeichnung vor 36 Jahren gemessen worden. Die Beobachtungen werden von dem Eisbrecher „Polarstern“ bestätigt, der derzeit die schon jetzt passierbare Nordwestpassage des Pols ansteuert.

Derzeit sind laut Kaleschke rund um den Nordpol noch etwa 6,1 Millionen Quadratkilometer Meeresoberfläche mit Eis bedeckt. Im Vorjahreszeitraum habe die Eisfläche rund 5,8 Millionen betragen.

Weil die Schmelzperiode bis Mitte September anhält, rechnet Kaleschke erneut mit einem Rekordtiefstand um etwa 4,7 Millionen Quadratkilometer Eisfläche, die im Jahr 2007 erreicht wurde. In den 90er-Jahren wurden zum Ende des arktischen Sommers noch Werte um 8 Millionen gemessen. Seither nimmt die sommerliche Eisbedeckung kontinuierlich ab.

Der Meereisexperte des Hamburger Instituts für Meereskunde stützt sich in seiner Einschätzung auf die Auswertung von täglichen Satellitenaufnahmen. Die Vorhersage der Eisentwicklung nimmt die internationale Forschergruppe „Sea Ice Outlook Report“ vor. Sie ging bislang von einer moderaten Eisschmelze im Durchschnitt der vergangenen 15 Jahre aus. Warum sich der Rückgang der Eisfläche in den vergangenen 14 Tagen derartig beschleunigte, ist noch unklar.