Exemplarische Lösungen entwickeln

BERLIN taz | Die Bertelsmann Stiftung ist eine der einflussreichsten Stiftungen Deutschlands. Ihr gehört mit der Bertelsmann AG nicht nur das größte Medien- und Logistikunternehmen Europas. Die Bertelsmann Stiftung macht beinahe täglich Politik – und steht in ihrem Motto dazu: „Die Bertelsmann Stiftung will frühzeitig gesellschaftliche Herausforderungen identifizieren sowie exemplarische Lösungsmodelle entwickeln und verwirklichen.“

Hartz IV, Studiengebühren, Bildungsreform oder die Auslagerung kommunaler Aufgaben an kommerzielle Dienstleister gehören zu den Projekten, an denen die Bertelsmann Stiftung nicht nur mitgearbeitet, sondern für die sie de facto die Grundlagen geschaffen hat.

„Unsere Programme begnügen sich nicht damit, nur kluge Ideen zu entwickeln. Wir wollen uns aktiv einbringen und ‚bei der Besserung der Dinge behilflich sein‘ “, war das Motto von Stiftungsgründer und Bertelsmann-Patriarch Reinhard Mohn. Für ihre Kritiker ist die Bertelsmann Stiftung dagegen eine nicht legitimierte Nebenregierung, die aufgrund ihrer Gemeinnützigkeit dem Konzern und der Familie Mohn auch noch jede Menge Steuern spart.

Anders als andere Unternehmensstiftungen arbeitet die Bertelsmann Stiftung ausschließlich operativ, das heißt, sei fördert keine Projekte Dritter, sondern macht ausschließlich ihr eigenes Ding.

Die Stiftung ist Mehrheitseigentümerin der Bertelsmann AG, der Rest der Anteile gehört der Familie Mohn. Über ein kompliziertes Stiftungsgeflecht beherrschen die Mohns Stiftung wie Gesamtkonzern. An der Spitze der Familie steht seit dem Tod von Reinhard Mohn im Herbst 2009 seine zweite Ehefrau Liz. In den Leitungsgremien der Stiftung sind auch Reinhard Mohns Kinder Brigitte und Christoph aktiv.

Vom Stammsitz Gütersloh, wo alles vor rund 175 Jahren mit einem Verlag für Bibeltraktätchen anfing, steuert Bertelsmann die RTL Group (Sender, TV-Produktion), den Verlag Gruner + Jahr (Stern, Geo, Brigitte), die weltgrößte Buchverlagsgruppe Random House, die Direct Group (Buchklubs) und die Service-Sparte Avarto (Druckereien, Logistik).

Heute feiert die nicht börsennotierte AG ihr Jubiläum mit einem Festakt in Berlin, bei dem sich die Spitzen aus Politik und Gesellschaft drängeln.

STEFFEN GRIMBERG