Die Debatte: „Tee trinken mit Assad“

■ Die Ereignisse in Syrien seit Beginn der Massenproteste gegen das Assad-Regime vor gut einem Jahr spalten die internationale Öffentlichkeit. Neben der politischen Debatte über ein Eingreifen gegen die Verbrechen des Regimes an der syrischen Zivilbevölkerung tobt eine weitere, weniger beachtete Diskussion darüber, ob diese Verbrechen tatsächlich stattfinden oder ob – so die von Assad, seinen Freunden in Moskau und anderen vorgetragene Version – die syrische Regierung sich gegen Angriffe von Terroristen wehrt.

■ Der syrische Exilschriftsteller Rafik Schami bezeichnete in der taz vom 3. März unter dem Titel „Selbstgespräch eines Zornigen“ deutsche Verteidiger der Assad-Position als „Prominenz-Journalisten“ und prangerte sie „wegen Vertuschung von Völkermord, wegen der Verachtung der syrischen Frauen und Männer, die ihr Leben auf der Straße geben, um die Freiheit zu erkämpfen“, an: „Die Prominenz-Journalisten wissen von den Morden, aber sie leugnen sie, weil sie dann ihre Verbundenheit mit den Mördern nicht mehr rechtfertigen könnten.“ Diese „alten Herren“ unterhielten „langjährige Beziehungen zu Diktaturen, die sie nun aktivieren. Und plötzlich trinken sie Tee mit Assad. Das beeindruckt bedauerlicherweise viele Redaktionen.“ Namentlich kritisierte Rafik Schami die Veröffentlichungen von Jürgen Todenhöfer und Peter Scholl-Latour. Deswegen bietet die taz Todenhöfer nun die Gelegenheit zu einer Replik.