Braune Wölfe

IM WOLFSPELZ Nazis nutzen den Wolf traditionell als Metapher für ihre angebliche Unbeugsamkeit

Sein Konterfei ziert Haut und Kleidung, sein Name dient Szeneläden – im rechtsextremen Spektrum ist der Wolf allgegenwärtig. Der Experte für rechtsextreme Subkultur Jan Raabe sieht die Ursache in gesellschaftlichen Vorstellungen vom Wolf in freier Natur. „Der Wolf gilt als gefährlich, stolz, wild und führungsstark“, sagt Raabe, „so wollen sich Rechtsextreme gerne sehen.“

Im Namen der Bremer Hooligan-Band „Kategorie C – Hungrige Wölfe“ schwingt mit der Erweiterung „Hungrig“ eine Selbstinszenierung als besonders gefährlich mit. Auch der Rechtsrockstar Michael Regener alias „Lunikoff“ spielt im Song „Frei geboren – frei Sterben“ mit Vorstellungen vom Wolf: „Das Sklavenglück der Schoßhündchen lässt den alten Wolf kalt. Während sie an der Leine kläffen, zieht er stolz durch den tiefen Wald. Der Jäger kann ihn töten, aber niemals zähmen!“

Mit dem „Kämpfer“-Habitus spielt auch die Gruppe „Weiße Wölfe Terrorcrew Sektion Hamburg/Nationalkollektiv“. Und sie spielt nicht nur: Im Juni durchsuchte die Polizei Wohnungen von Aktivisten – unter dem Verdacht, im internationalen Netzwerk „Werwolf Kommando“ militante Aktionen zu planen.

Ein anderen „Weißer Wolf“ machte 2012 Schlagzeilen: Im Brandschutt der Zwickauer Wohnung der Rechtsterroristen vom Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) fanden Ermittler einen Papierschnipsel mit Namen rechter Organisationen und Periodika, darunter „Der Weiße Wolf“. In einer Ausgabe des Szenemagazins aus Mecklenburg-Vorpommern von 2002 findet sich ein Dankeschön: „Vielen Dank an den NSU, es hat Früchte getragen“. 2.500 Euro soll das Blatt vom NSU erhalten haben.

Die Verwendung des Wolfsmotivs hat Tradition: „Schon im Nationalsozialismus wurde gerne auf Wolf-Motive zurückgegriffen“, sagt Raabe und erinnert an Hitlers Kriegshauptquartier „Wolfsschanze“ im polnischen Ketrzyn. Am Ende des Krieges versuchte der Reichsführer der SS, Heinrich Himmler, den „Werwolf“-Mythos wiederzubeleben. Im Oktober 1944 verkündete er: „Wie Werwölfe werden todesmutige Freiwillige dem Feinde seine Lebensfäden abschneiden.“ Ende 1944 gab Reichspropagandaminister Joseph Goebbels via Radio eine „Werwolf-Proklamation“ ab.

Der Roman „Der Wehrwolf“, des Heimatdichters Hermann Löns von 1910 dürfte die Vorlage geboten haben: Darin schildert Löns den Partisanenkampf niedersächsischer Bauern gegen die Soldateska des Dreißigjährigen Krieges.  ANDREAS SPEIT