Hannovers Kiezkönig steckt in der Klemme

PROSTITUTION Rockerchef Frank Hanebuth sitzt in U-Haft fest – dabei droht der Machtverlust: Es kursieren Gerüchte über die Verlegung des Rotlichtviertels

Im Sommer 2012 hatte Frank Hanebuth genug: „Jetzt ist Ende im Gelände“, befand der einstige „President“ der Hells Angels in Hannover nach Auflösung seines Rockercharters. Vorausgegangen war eine Großrazzia, bei der Elitepolizisten der GSG 9 aus einem Hubschrauber heraus Hanebuths Anwesen stürmten. Danach zog es „den Langen“, der einmal als mächtigster Rocker Deutschlands galt, nach Spanien: Auf Mallorca wolle er „einen mittleren Gastronomiebetrieb übernehmen“, verkündete er.

Doch Glück hatte der Kiezkönig, der bis 2012 Hannovers Rotlichtviertel Steintor kontrollierte, auch auf der liebsten Ferieninsel der Deutschen nicht. Im Juli 2013 nahm die spanische Polizei 25 Rocker fest, darunter auch Hanebuth. Die Vorwürfe klingen szenetypisch: Geldwäsche, Drogenhandel, Erpressung, Zuhälterei, Betrug. Der „Lange“ sitzt seitdem in Untersuchungshaft – und die kann in Spanien auch ohne spezifizierte Anklage bis zu vier Jahre lang sein.

In Hannover halten Hanebuths Rocker trotzdem weiter zu ihrem Chef: Im Sommer prangte auf der Rotlichtmeile ein Transparent, das Solidarität mit dem „President“ einforderte. Nach der offiziellen Auflösung der Hells Angels habe „sich die Situation im Steintorbereich nicht wesentlich geändert“, bilanziert auch die Polizeidirektion.

Ehemalige Hells Angels seien weiter als „Türsteher an Clubs“ oder „Wirtschafter in Bordellen“ tätig. Und das ist spürbar: Wer wie der Netzaktivist Carsten Schulz immer wieder auf Hanebuths guten Kontakte in Hannovers bessere Kreise hinweist, die der Höllenengel über seinen Promi-Anwalt Götz von Fromberg hergestellt haben soll, wird schon mal auf offener Straße heftig geohrfeigt.

Zwar gilt Schulz als politisches Enfant terrible – bei der Piratenpartei forderte er die Legalisierung von Hitlers „Mein Kampf“, aus einer libertären Grundeinstellung, wie er sagt –, mit seiner Forderung, die lokalen Madsack-Zeitungen (Hannoversche Allgemeine, Neue Presse) sollten ihre mitfühlende Berichterstattung über den inhaftierten Hanebuth einstellen, scheint Schulz jedoch getroffen zu haben: Bei dem Angriff sei er ausdrücklich aufgefordert worden, seine Attacken auf Hanebuth und von Fromberg einzustellen, berichtet er.

Grund zur Nervosität haben Hannovers Kiezbären in jedem Fall. In der Stadt wird über eine Bebauung des angrenzenden Steintorplatzes nachgedacht. Durch die Bordellstraßen sollen Autos geleitet werden – ein Albtraum für lichtscheue Besucher. Gerüchteweise denken deshalb nicht nur die Hells Angels über eine Verlagerung des Rotlichtviertels nach: Mit einem Umzug in die List nördlich des Hauptbahnhofs würden alle Kiezstrukturen umgekrempelt. Richtig eng würde es dann nicht nur für Frank Hanebuth.  JUE