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: Winkelmaiers suchen nach den schönsten Spielsachen

Man kann es gar nicht ausgiebig genug loben, wenn ein deutscher Filmemacher mal ausnahmsweise Kindertauglichkeit nicht mit Süßlichkeit verwechselt. Sie sind selten diese Fälle, weshalb „Die drei Räuber“, der diese Woche angelaufen ist, umso erstaunlicher ist: ein Animationsfilm, der sein kindliches Publikum nicht für dumm verkauft, aber trotzdem nicht allzu sehr nach einer erwachsenen Zuschauerschaft schielt. Da stand natürlich auch die Vorlage vor, eines der erfolgreichsten Kinderbücher von Tomi Ungerer: Ein dunkler Wald, eine einsame Kutsche, grausame Räuber. So fangen Märchen an. Auch „Die drei Räuber“ ist ein Märchen, aber kein gewöhnliches. Denn in der Kutsche sitzt keine Prinzessin, sondern nur ein armes Waisenkind auf dem Weg ins Kinderheim, das diese Gelegenheit ergreift, sich von den drei Räubern entführen zu lassen. Lieber ein unwägbares Abenteuer als das vorhersehbare Elend. In der Gesellschaft der zopfbewehrten Tiffany entpuppen sich die ruppigen Spießgesellen natürlich schnell als empfindsame Seelen und zusammen befreit man schließlich sogar das Kinderheim von seiner herrischen Leiterin. Regisseur Hayo Freitag hat Erfahrungen sammeln dürfen mit verschiedenen „Werner“-Sequels und dem „Käpt’n Blaubär“-Film. Für „Die drei Räuber“ hat er die kurze Ungerer-Geschichte notgedrungen zwar etwas aufplustern müssen, aber die nun zwangsläufig etwas dünne Story doch immerhin ganz im Geiste des Originals inszeniert. So wird die nur bisweilen aufkommende Gefühligkeit immer wieder schnell gebrochen durch anarchischen Humor oder den durchgehend lakonischen Tonfall. Auch der Zeichenstil orientiert sich zum Glück an Ungerer und nicht an den international abgesicherten, von Disney geprägten, Konventionen. So viel Eigenständigkeit erfordert Mut. „Die drei Räuber“ haben ihn.

„Die Drei Räuber“ läuft in Berlin und Potsdam in 17 Kinos