Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Möglicherweise bekommt man das sonst nicht so mit, aber mir will es doch scheinen, dass jetzt zur Endzeitstimmung des verröchelnden Jahres hin die ganzen musikalischen Dunkelmänner vermehrt aus ihren Gruften kriechen. Vielleicht, weil im milden Licht der Weihnachtsbäume so eine vornehmlich in Schwarz gewamste Musik noch an Eindringlichkeit gewinnt. Wo man auch nur hinhört, überall wird auf den Bühnen gerade gemetzelt oder Neue deutsche Härte gepredigt, von Eisbrecher am Sonntag im Huxleys und etwas milder mit Unheilig in der Arena, am Montag ruft man im C-Club zum „Blackfest Over X-Mas“, also ein Deathmetal-Freudenfest für eingeschliffene Grobmotoriker, und etwas bang fragt man sich, was eigentlich Laibach mit alledem zu schaffen haben, weil trotz mancher musikalischen Ähnlichkeit dieses Umfeld doch nicht unbedingt das natürliche musikalische Habitat der slowenischen Industrial-Retrofuturisten ist. Spielen trotzdem am Mittwoch im Huxleys beim „Christmas Ball“, wo dann ja vergleichende Pathosstudien betrieben werden können zwischen den ausgewiesenen Konzeptkünstlern Laibach und den anderen Bands wie Fields Of The Nephilim mit dem rausgegurgelten Gothicrock und Project Pitchfork mit dunkel eingekleidetem Synthiepop. Aber es muss ja nicht immer der martialische Stiefelschritt sein, es gibt auch noch andere Arten, das Herz zu rühren: Was JJ Jones mit Fuzzy-Love- und Schmalzwald-Fame gleichfalls am Mittwoch im Schokoladen schon schaffen sollte, weil ihm bei dem Abend voller schmalzy love songs so Kollegen wie Die Kometen, Künstler Treu und Der Plan in Person von Moritz Reichelt helfen. Und zum Ende des Jahres noch ein Tänzchen. Zwei Tänzchen. 1. Freddy Fischer & his Cosmic Rocktime Band. 2. Superpunk. Am Donnerstag im Festsaal Kreuzberg.

■ Laibach u. a.: Huxleys, Mi., 19 Uhr. VVK: 30 €

■ JJ Jones: Schokoladen, Mi., 21 Uhr

■ Superpunk, Freddy Fischer: Festsaal Kreuzberg, Do., 21 Uhr. 14 €