Protestmusik

LowFi-Folk wäre wohl die Genrezuweisung für Mary Ocher (im Bild). Das ist nicht falsch, aber ganz sicher nicht vollständig. Mit rumpeligen Spielzeuginstrumenten bewehrt, Übungsverstärker hinter die Gitarre geschaltet, und dann singt sie vom Krieg. Gegen den Krieg eher. Nicht mit Plattitüden wartet sie auf, sondern mit hintergründig analytisch sezierender Poesie. Die Biografie der jungen Frau, die in Russland geboren, in Israel aufgewachsen und in Berlin sesshaft geworden ist, hilft gewiss, nicht Parolen, sondern Zweifel zu artikulieren, erleichtert die Kenntnis kultureller Differenz doch, die Uneindeutigkeit menschlichen Lebens zu erkennen. Böse und Gut sind eine Frage der Perspektive, nur Dummheit scheint universell zu sein. Jene, die blind kämpfen, töten und sterben, gibt es überall. Und oft sind das Männer. Gemeinsam mit den rockig-neofeministischen Grether-Schwestern wird Mary Ocher heute Abend gegen Eindeutigkeiten und die universelle Dummheit antreten.

■ Doctorella + Mary Ocher: 28. September, 21 Uhr, Kaffee Burger, Torstr. 60. Eintritt: 5 Euro