Unser Görli

Die AnwohnerInnen des Görlitzer Parks werden eingeladen, ihren Park selber zu gestalten

■  Wer ebenfalls über die zukünftige Nutzung des Parks diskutieren oder eigene Projekte anbieten möchte, kann sich auf der Webseite des Projekts anmelden oder mit den Initiatoren Kontakt aufnehmen.

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Der Görlitzer Park in Kreuzberg ist ein beliebtes Ausflugsziel für viele BerlinerInnen und Touristen. Vor allem im Sommer strömen jeden Tag tausende BesucherInnen in den Park, um dort zu grillen, zu tanzen oder ihre Hunde Gassi zu führen. Da immer mehr Menschen den Park nutzen, wird es immer schwieriger, ihn instand zu halten. Die Reinigungsmannschaften des Bezirks schaffen es kaum noch, des vielen Mülls und der Hundehaufen Herr zu werden. „Viele AnwohnerInnen halten sich deshalb nicht mehr gern in dem Park auf“, erklärt Rahel Schweikert, Gründerin des Projekts „Unser Görli“.

Das soll sich jetzt ändern. Schweikert und ihr Mitstreiter Andreas Teuchert wollen den Park für die AnwohnerInnen wieder attraktiver machen. Im Auftrag des Grünflächenamts Friedrichshain-Kreuzberg bereiten sie bis Jahresende ein sogenanntes innovatives Beteiligungsverfahren vor, in dem die AnwohnerInnen stärker in die Gestaltung des Parks einbezogen werden sollen. „Alle Nutzerinnen und Nutzer sollen sich im Park repräsentiert fühlen“, sagt Teuchert.

Schon seit 2009 versuchen die beiden AktivistInnen den Kiez gemeinsam mit der Nachbarschaft zu gestalten. Mit der Initiative „Kiezwandler in SO 36“ initiierten sie mehrere Umweltprojekte, an denen sich AnwohnerInnen beteiligen konnten. Im März 2011 erst wurden gemeinsam mit 70 NachbarInnen acht Obstbäume im Görlitzer Park gepflanzt. Seitdem pflegen 25 AnwohnerInnen gemeinsam mit der Gruppe die Bäume.

Im Fall der Obstbäume ging der Ansatz auf, die Nachbarschaft bei Projekten einzubeziehen. Das war aber nur ein positiver Effekt. Wie Teuchert berichtet, hätten die Leute den Park auf einmal mit anderen Augen gesehen. Der Park wurde zu einem Garten. „Für den eigenen Garten engagiert man sich anders“, erklärt der Aktivist.

Diesen Effekt erhoffen sich die beiden mit ihrem neuen Kiezwandler-Projekt „Unser Görli“. Die Vision von „Unser Görli“ ist klar: Bis 2013 sollen sich AnwohnerInnen im Görlitzer Park wieder wohlfühlen können. Die beiden AktivistInnen haben hierfür zwei Konzepte: In einem ersten Schritt versucht die Initiative herauszufinden, was sich die NachbarInnen von ihrem Park wünschen. Am 25. November rief die Initiative die AnwohnerInnen dazu auf, ihre Wünsche für die zukünftige Parkgestaltung auf Schildern festzuhalten. Verschiedene Initiativen und AnwohnerInnen nahmen an der Aktion teil. Unter ihnen die Bürgerinitiative „Bäume am Landwehrkanal“ und der Interkulturelle Kinder- und Jugendhilfeverbund „Kreuzer“. Das Sozialprojekt schrieb auf sein Schild: „Kann nicht jeder einfach seinen Müll wieder mitnehmen?“ Insgesamt 16 solcher Schilder stehen nun im ganzen Park verteilt.

An dem Schild der Jugendhilfe Kreuzer wird deutlich, wie schwierig es wird, die vielen unterschiedlichen NutzerInnengruppen bei der Gestaltung des Parks zu berücksichtigen. Rahel Schweikert zeigt sich trotzdem optimistisch: „Wir sollten im Interesse aller eine gemeinsame Lösung finden“, erklärt sie. Eine Lösung wäre eine innovative Parkordnung, deren Regeln gemeinsam von möglichst vielen NutzerInnen festgelegt werden sollten. Eine andere, bestimmte Flächen festzulegen, auf denen gegrillt werden darf und Hunde ohne Leine laufen können.

Über den Diskussionsprozess hinaus, sollen die AnwohnerInnen dazu angeregt werden, eigene Projekte im Park zu starten und sich an diesen zu beteiligen, um die Präsenz der AnwohnerInnen und damit auch ihren Einfluss im Park zu erhöhen. Einige Einrichtungen aus der Nachbarschaft haben bereits Interesse geäußert: Der Fußballclub FC Kreuzberg möchte auf dem Sportplatz im Park einen Görli-Cup für Jugendliche veranstalten, eine Grundschulklasse würde gern ein Blumenbeet anlegen, die Gruppe Shakespeare im Park ein Theaterprojekt durchführen. „Durch diese Angebote soll der Nachbarschaft die Möglichkeit eröffnet werden, stärker am Leben im Park teilzunehmen“, sagt Schweikert. Ob dieser Plan aufgeht, wird sich im kommenden Jahr zeigen. Dann sollen die Projekte realisiert werden. Wer ebenfalls über die zukünftige Nutzung diskutieren oder eigene Projekte anbieten möchte, ist aufgerufen, sich auf der Webseite des Projekts zu registrieren. Schweikert und Teuchert freuen sich aber nicht nur über kreativen Input, sie benötigen auch dringend Unterstützung bei der Koordinierung der anstehenden Projekte und bei der Mediation zwischen den NutzerInnengruppen. Auch Spenden sind gern gesehen.

„Nur wenn viele mitmachen, kann der Görlitzer Park tatsächlich zu einem Ort werden, an dem jeder sich wohlfühlt“, appelliert Schweikert. LUKAS DUBRO