Deutsch-Polnische Gesellschaft Brandenburg

Auch an der deutsch-polnischen Grenze soll eine Mauer fallen: in den Köpfen der Menschen

■  Veranstaltungen der Deutsch-Polnischen Gesellschaft:

– 29. März Filmabend: „Aber das Leben geht weiter“, über die Vertreibung polnischer Menschen aus Ostpolen durch die Rote Armee; im Obenkino in Cottbus

– 3. April 19.00 Uhr Deutsch-Polnischer Stammtisch im „Quo vadis“ in Potsdam, Ecke Gutenberg-/Friedrich-Ebert-Straße

■  Im Netz:

www.dpg-brandenburg.de

Karl Fisher ist zufrieden. „In den letzten Jahren hat sich das Verhältnis zwischen Deutschland und Polen deutlich verbessert“, sagt der Vorsitzende des Vereins „Deutsch-Polnische Gesellschaft Brandenburg“ (DPG Brandenburg). Nicht nur, dass es weniger Vorurteile zwischen Deutschen und Polen gebe, auch der kulturelle Austausch und die Zusammenarbeit der Städte entlang der deutsch-polnischen Grenze und darüber hinaus habe sich verbessert.

Einen wichtigen Beitrag zum deutsch-polnischen Dialog leistet die DPG Brandenburg. Der Verein wurde 1991 ins Leben gerufen – als Reaktion auf das antipolnische Klima, das zu Wendezeiten in der ostdeutschen Bevölkerung herrschte. Inzwischen zählt die DPG Brandenburg 100 Mitglieder, darunter Studierende, PolitikerInnen, engagierte BürgerInnen und Wirtschaftsunternehmen.

Ein wichtiger Arbeitsschwerpunkt liegt in der Vermittlung von sprachlichen Kompetenzen. „Verständigung klappt nur dann, wenn man ein Gefühl für die andere Kultur bekommt“, erläutert Fisher. So seien es Polen zum Beispiel gewohnt, dass sie woanders gastfreundlich eingeladen werden, wohingegen es für Deutsche wiederum normal sei, dass der Gast auf sie zukommt. Dieser Konflikt könne durch die Kenntnis der Sprache des anderen aufgelöst werden. Entsprechend bietet die DPG Brandenburg Tandem-Programme für Jugendliche und Erwachsene sowie einen Spielkreis für Kinder an, mit denen der Sprachaustausch gefördert werden soll.

Von gleicher Bedeutung wie die Sprachangebote sind die deutsch-polnischen Abende, zu denen die DPG Brandenburg einmal im Monat in Cottbus, Potsdam und Frankfurt lädt. Dort werden Vorträge gehalten, Erfahrungen ausgetauscht oder zusammen gegessen und getrunken. Apropos essen: Bereits mehrfach organisierte der Verein in Potsdam ein gemeinsames Kochen, bei dem polnische Gerichte auf dem Speiseplan standen. Wie Fisher berichtet, war die Veranstaltung jedes Mal ausgebucht. „Liebe geht manchmal eben auch durch den Magen“, resümiert er.

Darüber hinaus organisiert die DPG Brandenburg Chorfahrten, Lesungen und historische Ausstellungen über die Geschichte polnischer Orte in der Grenzregion. Generell ist die Aufarbeitung der Vergangenheit für die DPG von großer Bedeutung. Seit vielen Jahren steht der Verein in engem Kontakt mit der Lebuser Stiftung Judaica, mit der er gemeinsam 2008 einen Gedenkstein am Platz der ehemaligen Synagoge in Zielona Góra (Grünberg) legte.

Neben der Judenverfolgung setzt sich die DPG Brandenburg auch mit der Flucht und der Vertreibung von Polen und Deutschen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs auseinander. So führt der Verein seit 1994 immer wieder Lesungen, Konferenzen, Schreibwettbewerbe und Ausstellungen durch, die sich mit dem Thema befassen. In den letzten Jahren unterstützte die DPG Brandenburg im Rahmen des Projekts „Spurensuche – alte, neue, fremde Heimat“ Begegnungen und Initiativen von ehemaligen und heutigen Bewohnern in Orten der Grenzregion.

Mehrere Publikationen zum Thema Polen-Deutschland sind mit Unterstützung der DPG Brandenburg in der Reihe „transodra“ veröffentlicht worden. Transodra ist eine Kooperation zwischen der DPG und dem Deutsch-Polnischen Journalistenclub „Unter Stereo-Typen/ Pod Stereo-Typami“.

Regelmäßig veranstaltet die DPG Brandenburg Kongresse, auf denen über Themen wie Sprachunterricht in Grund- und Berufsschulen diskutiert und nach Konzepten gesucht wird, wie man die Nachbarsprache und die Mehrsprachigkeit an der Grenze fördern kann. „Brandenburg hat für dieses Problem noch kein befriedigendes Konzept“, bemängelt Fisher. Der Verein will das Problem mit einer ambitionierten Initiative angehen. Mit dem Projekt „Polski-Express“, einem Infomobil, soll an Schulen und in Gemeinden Brandenburgs Werbung für die polnische Sprache gemacht werden. Leider hapert es hier zurzeit noch bei der Finanzierung.

Wer in der DPG mitmachen und mehr über unser Nachbarland erfahren möchte, dem seien die deutsch-polnischen Abende und auch ein Sprachkurs empfohlen. Zudem besteht die Möglichkeit, eigene Projekte im Verein zu initiieren oder sich in laufende Projekte einzubringen. „Wir freuen uns über jeden, der Polen liebt und sich für unsere Sache engagieren will“, betont Fisher. Lukas Dubro