North East Antifa

Linke Freiräume verteidigen und den Nazis auf die Pelle rücken

14. März – Info-Veranstaltung zu Emma Goldmann, 20 Uhr, Bunte Kuh, Bernkasteler Straße 78.

15. März – „Queer Theory gegengelesen: Judith Butler“, 20 Uhr, Bandito Rosso, Lottumstraße 10a.

19. März – „Rotarmistinnen und sowjetische Frauen im Zweiten Weltkrieg“, 19 Uhr, BAIZ, Christinenstraße 1

28. März – „Revolutionäre Frauen“ – Buchvorstellung, 19 Uhr, Bunte Kuh, Bernkasteler Straße 78.

Im Netz: www.nea.antifa.de

Als 2007 anlässlich des G-8-Gipfels in Heiligendamm viele Linke aktiv wurden und sich die staatliche Repression gegen sie verstärkte, gründete sich die North East Antifa (NEA). Sie vertritt die vormals einzelnen lokalen Antifagruppen der Bezirke Pankow, Weißensee und Prenzlauer Berg. Ihre Schwerpunktthemen sind neben der üblichen Antifa-Arbeit die Beschäftigung mit (antimuslimischem) Rassismus, die Verteidigung linker Freiräume, die Kritik des Sozialchauvinismus und die Unterstützung sozialer Kämpfe.

Schon als im Jahr 2006 in Heinersdorf ein geplanter Moscheebau von CDU, NPD, ProDeutschland und anderen konservativen bis rechten Parteien angegriffen wurde, machten die Antifas des Berliner Nordostens den antimuslimischen Rassismus, der sich hier Bahn brach, öffentlich und protestierten dagegen mit Veranstaltungen und Demonstrationen. Die Interessengemeinschaft Pankow-Heinersdorfer Bürger (IPAHB ), die sich gegen den Moscheebau gegründet hatte, musste letztendlich klein beigeben und die Moschee wurde am 16. Oktober 2008 eröffnet.

Die NEA war durch ihren örtlichen Bezug schon sehr früh in Gentrifizierungskämpfe involviert, im Jahr 2008 engagierte sie sich gegen die Privatisierung des Mauerparks und seine Bebauung durch Townhouses. Mit ihrer Gentrifizierungskritik sieht sich die Gruppe nicht innerhalb einer „Schwaben raus“-Logik, sondern richtet sich gegen eine kapitalistische Stadtpolitik, die Wohnraum nur als Verwertungsmasse begreift. In diesem Zusammenhang sieht sie auch ihr Eintreten für den Erhalt und die Schaffung linker Freiräume, die sich der Verwertungslogik entziehen. Gegen die Schließung des linken Schokoladens in Mitte und den Verkauf des Hauses haben die Antifas gemeinsam mit anderen Gruppen erfolgreich protestiert: der Freiraum konnte durch den Kauf seitens der schweizerischen Edith Maryon Stiftung erhalten bleiben.

Beispielhaft für die Arbeit der NEA gegen Sozialchauvinismus ist die Kampagne „Niemand ist vergessen“, die seit 2007 an die Ermordung von Dieter Eich erinnert. Der Arbeitslose wurde am 25. Mai 2000 in seiner Wohnung in Berlin-Buch von Rechten erstochen. Anlass für die Gedenkaktionen war die kollektive Amnesie, mit der die Bevölkerung auf den Vorfall reagierte: „Die Leute in Buch haben die Tat verdrängt oder beschönigt. Für sie war Dieter Eich wertlos, weil er arbeitslos war. Die Nazis waren nur die Vollstrecker dieses Gedankens“, erklärt Christian, ein Mitglied der NEA. Auch für dieses Jahr ist wieder ein Gedenktag am 25. Mai geplant.

Kurz davor, am 21. April, starten die „Liberation Weeks“, eine Aktionsreihe, die jährlich auf die Befreiung der Bezirke Weißensee und Hohenschönhausen durch die Rote Armee im Zweiten Weltkrieg hinweisen will. Mit Veranstaltungen, Konzerten und Infomaterialien erinnert die North East Antifa gemeinsam mit der Antifa Initiative Nordost (AINO) an das Ende des Nationalsozialismus. Im letzten Jahr erschien eine ausführliche Broschüre zum Thema, die als Printausgabe leider vergriffen, aber im Internet (http://nea.antifa.de/liberation11/pdf/broschuere2011.pdf) abrufbar ist.

Die NEA kooperiert nicht nur auf lokaler, sondern auch auf internationaler Ebene mit anderen Gruppen. Unter dem Label „Siempre Antifascista“ beteiligt sie sich an der Vernetzung von Antifa-Gruppen in ganz Europa, aber auch den USA und Russland. Jährlich finden seit 2007 am 11. November internationale Gedenkaktionen für den spanischen Antifa Carlos statt, der damals von einem Rechten ermordet wurde. Zeitgleich organisiert das Netzwerk jeweils eine internationale Konferenz, auf der Themen wie Rechtspopulismus oder Antifabewegung & Nazistrukturen diskutiert werden.

Zum diesjährigen Frauentag hat die Gruppe gemeinsam mit der AINO unter dem Titel „Fight Patriarchy. Fight Capitalism“ eine Veranstaltungsreihe organisiert, die an vier Tagen historische und aktuelle Ereignisse der emanzipatorischen Frauenbewegung vorstellt: die Themen reichen von der anarchistischen Sozialrevolutionärin Emma Goldman über Rotarmistinnen im Zweiten Weltkrieg bis zur queeren Theoretikerin Judith Butler. Das Buch „Revolutionäre Frauen“ wird zusammen mit einem Stencilworkshop vorgestellt, der die linke Ikonografie durch mehr Frauengesichter bereichern soll (mehr zu den Veranstaltungen im Infotext, links).

Die NEA sieht sich selbst als libertäre Gruppe und will mit ihrer Arbeit die Gesellschaft so verändern, dass für alle ein menschenwürdiges Leben möglich ist. Felix, ein Mitglied der NEA, fügt dazu mit einem selbstironischen Zwinkern noch ein Originalzitat von Erich Honecker über die Gruppe an: „Die NEA in ihrem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf.“ ZOÉ SONA