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GLOBALISIERUNG Thomas Gastmann, Organisator des diesjährigen McPlanet.com, über den internationalen Bewegungskongress und die Kritik am UN-Gipfel Rio+20

■ Der Kongress findet vom 20. bis zum 22. April an der TU Berlin statt und wird von von Attac, Brot für die Welt, BUND, EED, Forum Umwelt und Entwicklung, Greenpeace, der Heinrich-Böll-Stiftung und terre des hommes organisiert.

■ Im Netz: www.mcplanet.com

INTERVIEW LUKAS DUBRO

taz: Herr Gastmann, dieses Jahr findet wieder ein McPlanet.com Kongress statt. Den letzten gab es 2009. Warum die lange Pause?

Thomas Gastmann: Eigentlich findet der McPlanet.com Kongress alle zwei Jahre statt, aber da sich im Juni dieses Jahres die Mitgliedstaaten der UN zum Rio+20-Gipfel in Rio de Janeiro treffen, haben wir um ein Jahr verschoben. Vor 20 Jahren fand der Rio-Gipfel zum ersten Mal statt. Damals wurden dort große Hoffnungen geweckt, dass die Welt gerechter und Probleme wie der Klimawandel und nachhaltige Entwicklung endlich angepackt werden würden. Wir wollen dieses Jubiläum kritisch begleiten und Bilanz ziehen.

Warum ist der Gipfel so wichtig für Ihren Kongress?

Wir verfolgen dieselben Ziele: Es müssen Lösungen gefunden werden, wie die Welt gerechter gemacht und ökologische Probleme gelöst werden können. McPlanet.com versteht sich jedoch als ein internationaler Bewegungskongress, der Globalisierungskritik, Umweltbewegung und globale Gerechtigkeit mit einbezieht.

20 Jahre UN-Gipfel, hat das etwas bewirkt?

Ich bin sehr ernüchtert – viel ist nicht passiert in den letzten zwanzig Jahren. Im Gegenteil sind die Dinge eher noch schlimmer geworden: Der Klimawandel schreitet stetig voran, 2009 hatten wir die größte Finanzkrise in der Geschichte. Noch immer sind es die Länder des globalen Südens, die am meisten unter diesen Problemen zu leiden haben.

Aus welchem Grund wurde der Kongress vor neun Jahren ins Leben gerufen?

Im Jahr 2003 war man zu der Ansicht gelangt, dass Umweltpolitik und Globalisierungskritik zusammengedacht werden müssen. Der Klimawandel ist ein globales Problem, das nicht an nationalen Grenzen halt macht. Die Länder des globalen Südens sind davon meist stärker betroffen als wir im globalen Norden, obwohl wir diejenigen sind, die den Klimawandel durch unseren Lebensstil und unsere Produktion forcieren.

Und auf dem McPlanet.com 2012 werden jetzt Lösungsvorschläge formuliert?

Das werden wir sehen. In erster Linie geht es darum, kritisch Bilanz zu ziehen und möglichst tragfähige Lösungsvorschläge auszuloten. Dabei wollen wir aber nicht nur die Fehler bei den anderen suchen. Vielmehr wollen wir uns auf dem diesjährigen McPlanet.com auch mit uns als zivilgesellschaftlichen Akteuren befassen und die eigenen, sicher geglaubten Wahrheiten kritisch hinterfragen.

Zum Beispiel?

Ist es wirklich möglich, dass man neun Milliarden Menschen mit ökologischer Landwirtschaft satt bekommt? Oder das Thema Energieversorgung: Ist eine Vollversorgung mit erneuerbaren Energien dezentral wirklich möglich? Lügen wir uns mit unserer Forderung nach ökologisch-fairem Konsum nur in die eigene Tasche? Kurz: Sind die in den sozialen und ökologischen Bewegungen gerade anlaufenden Prozesse überhaupt umsetzbar?

Das klingt doch aber auch eher nach Problemen als nach konkreten Lösungsansätzen.

Das ist so nicht ganz richtig. Sicherlich können auch wir keine Universallösung auf die Probleme der Welt anbieten. Aber wir können aufzeigen, was getan werden muss: So hat der Rio-Gipfel von 1992 gezeigt, dass Veranstaltungen dieser Art nicht das probate Mittel sind, um Probleme wie Armut oder Klimawandel zu lösen. Es wird Zeit, dass die BürgerInnen dieser Erde einbezogen werden, wenn es um die Entwicklung und Ausgestaltung von Konzepten für die Zukunft geht.

Sie wollen also eine stärkere Bürgerbeteiligung. Was kann noch getan werden?

Wir müssen es schaffen, dass die Bürgerinnen und Bürger politisch aktiver werden. Das ist ein wichtiges Ziel von McPlanet.com: die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu inspirieren, sich stärker einzumischen und sich zu engagieren. Entsprechend haben wir uns auch verschiedene alternative Veranstaltungsformate wie das Café Activista ausgedacht, wo junge Leute mit prominenten Gästen ins Gespräch kommen können und wo sich kleine Organisationen vorstellen können.

Abgesehen von der Rio+20-Bilanz: Gibt es weitere Themen, die auf dem Kongress diskutiert werden?

Die gibt es. So werden auf ungefähr hundert Panels, Foren und Workshops Themen wie Green Economy, Demokratie und Partizipation, Landwirtschaft, Energie, Gemeingüter und Lebensstile ganz konkret diskutiert.

Sie sprachen eben von prominenten Gästen, wer wird alles erwartet?

Zugesagt haben unter anderem der Autor Tim Jackson, der das Buch „Wohlstand ohne Wachstum“ geschrieben hat, Kumi Naidoo, der Geschäftsführer von Greenpeace International, Achim Steiner, der Chef des UN-Umweltprogramms, und die Umweltaktivistin Camila Moreno aus Brasilien. Uns allen ist klar: Es ist an der Zeit, jetzt durchzustarten!