Mutmaßungen über Melencolia

Mit seinem Kupferstich „Melencolia I“ hat Albrecht Dürer 1514 ein Denkbild vorgelegt, über das seither Generationen von Kunsthistorikern rätseln dürfen. Zumeist wird es, mit der doch recht schwermütig dreinschauenden Frau als der bildbeherrschenden Figur, als eine Allegorie der Melancholie gesehen. Wobei sich halt dazu noch massig Symbole in einer komplex angelegten Ikonografie finden auf diesem Meisterstich, die dann wieder auf eine Verbindung von Wissenschaft mit der Kunst deuten. So, wie das schon durch die Person Dürers, dem wissenschaftlich interessierten Künstler an der Schwelle zur Neuzeit, nahegelegt wird. Und damit passt der Dürer-Stich bestens in die Reihe „Alles sehen“, die eben dem Zusammenhang von Kunst und Wissenschaft gewidmet ist. Heute Abend wird dabei Peter-Klaus Schuster, ehemaliger Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin und ausgewiesener Kenner von Dürers „Melencolia“, im Kinosaal im Martin-Gropius-Bau den Stich weiter ausdeuten und vielleicht sogar darauf zu sprechen kommen, ob die Frau statt schwermütig nicht doch eher leicht verdrießlich dreinschaut. TM

■ „Alles sehen“: Martin-Gropius-Bau, Niederkirchnerstraße 7. Mittwoch, 19 Uhr. Eintritt frei