Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Ein wohlstandsverwahrloster Teenager und ein Hochbegabter aus sogenannten asozialen Verhältnissen tun sich zusammen. In einem schrottreifen geklauten Lada gehen sie einen langen Sommer lang auf Tour zu den Rändern der Gesellschaft auf der Suche nach Liebe und Freiheit: Maik und Tschick, wie er seines russischen Namens Tschichatschow wegen genannt wird. Wolfgang Herrndorfs magischer, traumverlorener wie unheimlicher Roman „Tschick“ ist der Renner der Saison, auch auf den Bühnen dieses Landes. Morgen kommt Sascha Hawemanns Inszenierung im Potsdamer Hans Otto Theater heraus. Auch Hawemann ist Absolvent von Deutschlands bekanntester Theaterhochschule, der HfS Ernst Busch. Seit Jahren operiert die Schule in maroden Provisorien. Nun rückt die Politik von ihrem Versprechen ab, endlich einen zentralen Hochschulbau zu verwirklichen. Deshalb heizen die Studierenden ihr nun ein: Auf einer eigenen Facebook-Seite wird laufend über Aktionen informiert. Darüber hinaus will die Schule aber auch Einblicke in ihren Ausbildungsalltag geben. Zu diesem Zweck findet am Samstag am Standort Schnellerstraße 104 ein „Tag der offenen Tür“ satt. Wann? Ab zwölf Uhr mittags. Zu den leisen Höhepunkten dieser Woche zählt außerdem Felicitas Bruckers Inszenierung von Elfriede Jelineks Robert-Walser-Homage „er nicht als er“, die am Donnerstag in der Box des Deutschen Theaters herauskommt. Und dann findet gerade auch noch das Theatertreffen statt. Auf dem Stückemarkt kann man mit etwas Glück schon mal die Dramatik der Zukunft kennenlernen. Am Donnerstag ist feierliche Eröffnung, und zwar mit einem Vortrag des Erfolgsdramatikers Dennis Kelly. Hartgesottene Theaterjunkies sollten darüber hinaus auf keinen Fall am Samstag und Sonntag Nicolas Stemanns Hamburger Faust-Marathon verpassen.

■ „Tschick“: Hans Otto Theater Potsdam, ab Mi.

■ HfS Ernst Busch: www.facebook.com/derbauhfs

■ „er nicht als er“: DT Box, ab Do.

■ Theatertreffen bis 20. Mai, www.berlinerfestspiele.de