Sylvia Prahl sucht nach den schönsten Spielsachen

Musik für Kinder ist ein sensibles Thema. Weniger für die Kids als für ihre sensiblen Eltern. Denn wer weder seichten Singsang mit Blockflöte noch Eurotrash-Gedudel mit Dödeltexten mit anhören möchte, hat es schwer. Auf bockigen Boogierock für Kinder von Bands wie Randale und Radau wurde an dieser Stelle bereits hingewiesen. Jetzt kommt für alle kurzen Durchfallhosenträger ein schön dickes Brett: jugendfreier HipHop mit fetten Beats und entspannter Attitüde. Die Hamburger Band Deine Freunde widmet sich auf ihrem groovy Album „Ausm Häuschen“ den alltäglichen Problemen der Kids. Dabei schaffen es die drei immerhin auch schon volljährigen Rapper, die Themen gut beobachtet auf Augenhöhe zu beackern. Die Naschi-Schublade bei Oma wird besungen, Weiterbildungsstress, ausgelöst durch überambitionierte Eltern, oder die seit Generationen von keinem Spielplatz wegzudenkende Aufforderung „Fang mich doch, du Eierloch“. Was soll das eigentlich sein, ein Eierloch? Und wenn die Rede davon ist, dass alle anderen was dürfen, „nur ich wieder nicht“, dass sie aufräumen sollen oder genüssliches Fluchen bei „den Großen“ nicht gut ankommt, wird auch Rap-affin gegen böse Meckereltern opponiert. Kann man mal machen. In der Rubrik „Auf ein Wiederhören“ steht heute Herr Rossi oben auf der Liste. Der Soundtrack zu den sagenhaften italienischen Trickfilmen aus den sechziger und siebziger Jahren um den gebeutelten Industriearbeiter Rossi, der mit dem Hund seines cholerischen Chefs absurde Abenteuer erlebt, hat auf langen Autofahrten schon manchen sensiblen Eltern (Zitat) „den Arsch gerettet“. Keine Frage, der leicht psychedelische Bubblegum-Pop von Franco Godis „Herr Rossi sucht das Glück“ verbreitet auf allen Sitzen gute Laune: „Herr Rossi hat ’nen Wunsch, Eis vom Nordpol, flambiert mit Punsch.“

■ Deine Freunde: „Ausm Häuschen“ (Universal Music 2012)

■ Signor Rossi: „Herr Rossi sucht das Glück“ (Crippled Dich Hot Wax 1999)