KUNST

schaut sich in den Galerien von Berlin um

Meike Jansen

Ein neues Jahr, ein neuer Versuch, mich mit Malerei auseinanderzusetzen. Dabei geht es um zwei Maler. Männlich. Logo. Der eine Maler ist in Ruanda aufgewachsen und lebt seit Mitte der 90er in Berlin. Sein Name ist Christophe Ndabananiye und bestreitet die nunmehr sechste Folge einer Reihe der Galerie Listros, die Werke von afrikanischen KünstlerInnen im Exil zeigt. Ndabananiye wichtigstes Material ist Bootslack! Der andere Maler ist Sven Drühl – Künstler, Autor, Kurator und Plattenaufleger, wenn es denn um Vinyl und nicht um digitale Sounddateien gehen würde. Er erblickte das Licht der Welt in Nassau, nicht das auf den Bahamas, das an der Lahn inmitten von verdammt viel klassischer Landschaft. Sein Material, das ihn von anderen Malern abhebt, ist das Silikon. Damit verbindet oder auch trennt er Öl und Lack. Geradezu stylish wirkt seine Ausstellung bei Alexander Ochs. Immer stark: die Kontraste in seinen Bildern. Die Motive stammen aus der Kunstgeschichte und greifen Architektur oder die Natur auf. Um welche Urheber es geht, ist eigentlich egal. Ihre Initialen dienen lediglich als Werktitel. Manchmal sind es auch mehrere, die Drühl zu einem Bild vereint. Drühl beschäftigt sich allerdings viel lieber mit Flächen, begrenzt von Silikonwällen. Dabei geht es ihm darum, wie viel er tatsächlich weglassen kann, ohne dass das Motiv verschwindet. Eine weitere Passion ist die Ornamentik, in der sich Natur und Architektur verbinden, sich gegenseitig steigern und erörtern. Bei so viel Durchdachtem und Akkuratem frage ich mich dann aber schon, wie seine Bilder aussehen würden, wäre es doch das Nassau auf den Bahamas gewesen. („ArchScape“, bis 15. Februar, Di.–Sa. 11–18 Uhr; Fr., 11. 1., 19.30 Uhr Künstlergespräch mit Christoph Tannert, Alexander Ochs Galleries, Besselstr. 14) Eine andere Herangehensweise findet sich bei Christophe Ndabananiye. So nutzt Ndabananiye stets sein eigenes Porträt. Dazu haucht Ndabananiye seinen Bildern ein Eigenleben ein. Da der Bootslack, den er Schicht um Schicht um Schicht bis zu zwölf-, dreizehnmal übereinander aufträgt, etwa vier Monate zum Trocknen benötigt, entwickeln auch vermeintlich durchgetrocknete Bilder dieses Eigenleben. So wie die Reihe von schwarz übermalten Selbstporträts (bei Drühl sind es schwarz übermalte Landschaften), bei denen sich die Gesichter bereits erahnen lassen. Der Hintergrund dieser Suche findet sich in der jüngsten Geschichte des Künstlers, der 2011 für einige Monate in Ruanda weilte, um dort nach Spuren seiner dortigen Identität zu suchen. Nun lässt er die Zeit für sich arbeiten. Und das Öl. („Überreste“, bis 31. Januar, Di.–Fr., 10–18, Sa. 10–16 Uhr; 17. 1., 19 Uhr: Künstlergespräch mit Johannes Fabian, Galerie Listros, Kurfürstenstr. 33)