sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Heute wird in der Technischen Universität (Straße des 17. Juni 135, 18 Uhr) an den Sturz und die mutmaßliche Ermordung von Salvador Allende erinnert. Vor 40 Jahren fand das in Chile statt – die Nachwirkungen des Pinochet-Putsches sind bis heute in Lateinamerika zu spüren. An einem runden Tisch werden Aktivist_innen aus der damaligen Zeit Rede und Antwort stehen.

Am Montag wird in der Tristeza (Pannierstraße 5, 19 Uhr) die bevorstehende Bundstagswahl zum Thema gemacht (was in linken Kreisen in diesen Tagen übrigens auffällig selten geschieht), hier aber geht es gleich um eine Generalkritik: „Was Du auch wählst – es kommt immer ,Deutschland‘ dabei raus“ heißt die Veranstaltung der Gruppe Jimmy Boyle, die sich fragt, ob die Unterschiede jener Parteien, die für „Freiheit“, „Sicherheit“, „Zukunft“ und „Gerechtigkeit“ eintreten, wirklich so groß sind, oder ob es ihnen allen allein um den „nationalen Erfolg“ geht. Zumindest beim Thema „Veggie-Day“ haben sich aber, verehrte Boyle-Gruppe, für einen kurzen Augenblick regelrechte Fronten zwischen den Parteien aufgetan, das sei hier fürs Protokoll vermerkt. So oder so, die Generalkritik wird hörenswert sein.

Am Dienstag wird Peter Decker im Mehringhof (Gneisenaustraße 2a, 19.30 Uhr) sein Buch „Demokratie. Die perfekte Form bürgerlicher Herrschaft“ vorstellen und in gewohnt gekonnter Manier und mit allerlei an Marx geschulter Sprachkunst die Demokratie, die bürgerliche Herrschaft und allen Widerspruch aus dem Publikum niederwalzen, um danach die Lösung? – nein, eine Lösung wird er nicht bieten, hier wird Kritik um der Kritik willen geübt, es ist gewissermaßen l’art pour l’art und durchaus unterhaltsam. Nun ist es auch wirklich sehr billig, immer nach Lösungen zu rufen und die Kritik dafür in Haft nehmen zu wollen. Doch die predigthafte Weise, in der hier die Demokratie schlechthin – und offensichtlich nicht nur die parlamentarische – verurteilt werden, langweilt am Ende schon etwas, denn auch der Umstand, dass Wähler_innen selbst nicht mehr glauben, dass Wahlen viel verändern, ist hinlänglich diskutiert worden. An dieser Stelle daher der ausdrückliche Wunsch: Mehr Originalität, bitte.

Am Mittwoch dann wird das Schwuz (Mehringdamm 61, 18.30 Uhr) zum Politclub, dort wird mit einem Vortrag von Gisela Wolf über „Konversionstherapien“ von selbst ernannten Homo-Heilern und einer Tuntenshow Geld gesammelt für den Protest gegen den „Marsch für das Leben“, der sich nicht nur gegen die Abtreibung, sondern auch gegen die Homoehe wendet. Der Soli-Abend steht unter dem schönen Titel „Polymorphia“.