KUNST

schaut sich in den Galerien von Berlin um

MEIKE JANSEN

Geschafft! Die Berlin Art Week ist vorbei, die Menschen sind geschunden und regenieren im Grau nur langsam. Ein großer Vorteil der diesjährigen Messeorte war jedoch, dass außer in der Station am Gleisdreieck, wo die abc wütete, es kein Klimaanlagen gab.Weder in den alten Openwerkstätten (Preview) noch im Kraftwerk (Liste) gab es den kalten Hauch des Todes. Das schonte den über-, auf jeden Fall aber falsch belasteten Körper! Ansonsten ist der absolute Tiefpunkt schnell resümiert: Er hieß Auguststraße und umfasste am Dienstagabend 1.001 kleine Höllen, die von miesem Dixieland vor Olbrichts (me collectors) Haus über eine irrwitzig dumme und zynische Inszenierung von Malerei in den KW bis hin zur Wowereits blassem Auftritt auf dem überfüllten Straßenfest Provinzialität ausstellte. Ein provinzielles Trauerspiel!

 Nun hält wieder die wunderbare Alltäglichkeit Einzug. Und ehrlich gesagt, die ist spannender als viele der glamourösen Veranstaltungen der letzten Woche. So kann man es sich am Freitag endlich wieder bei Videoart at Midnight im Babylon gemütlich machen, wenn nach einer persönlichen Einleitung Köken Ergun den Film „Binibinbing Promised Land“ zeigt. Der in Istanbul geborene Ergun thematisiert in dem Video das Leben von rund 30.000 philippinischen GastarbeiterInnen in Israel. Die meisten von ihnen sind Frauen, die als Pflegekräfte für Alte und Kranke arbeiten. Hauptsächlich wohnen sie in einem der ärmsten Viertel Tel Avivs rund um den Busbahnhof Tachana Mercazit. Erguns Film offenbart, wie sonntags, wenn keine Busse in Tachana fahren, die brutalistischen Bauten des Bahnhofs zur sozialen Kontaktpflege genutzt werden. In Bars und Nachtclubs wird jährlich auch die „Binibining Pilipinas“, die wichtigste Misswahl und eine der poplärsten gesellschaftlichen Ereignisse der Philippinen, gefeiert und die Miss „Binibining Pilipinas Tel Aviv“ auserkoren. (Fr., 27. September, Eintritt frei, 24 Uhr, Rosa-Luxemburg-Platz)  Im Berliner Carré, gleich um die Ecke, schwitzen derweil etwa 60 KünstlerInnen/TechnikerInnen bei LEAP. Hier findet am Samstag die erste Präsentation des ART Hack Day statt. Bei all dem Aufwand handelt es sich aber vorerst nur um einen Testballon, der, wie der Name schon andeutet, technisches mit künstlerischem Know-how verbindet und sicherlich erstaunliche Daten und Motive hervorbringen wird. Die KollegInnen aus der Berlin-Redaktion werden am Dienstag darüber berichten. Ende Januar wird dann das Projekt in seinem gesamten Umfang auf der transmediale relevant. (Sa., 28. 9., ab 19 Uhr bis spät, Karl-Liebknecht-Str. 13, 1. OG; Infos: arthackday.net)