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: Nation der Kinder

In den USA sorgt eine Show für Aufsehen, in der 40 Kinder in einer Geisterstadt sich selbst überlassen werden. Darf man das? Das schon.

Angeblich ist die gestern angelaufene Reality-Show „Kid Nation“ nur deshalb im Bundesstaat New Mexico aufgezeichnet worden, weil dort die Gesetze gegen Kinderarbeit besonders lasch sind. 40 Minderjährige werden von Kameras dabei beobachtet, wie sie das Leben in einer abgelegenen Geisterstadt meistern – ganz ohne Erwachsene.

Kritiker fühlten sich durch dieses Konzept an William Goldings Roman „Herr der Fliegen“ erinnert, eine Assoziation, die der Sender CBS nach Kräften schürte: weil Kinder, die einander das Leben zu Hölle machen, voraussichtlich mehr Quote bringen als solche, die sich gegenseitig Gute-Nacht-Geschichten vorlesen. Erste Kritiken allerdings waren verheerend. Nicht weil hier Kinderchen zur „Arbeit“ gezwungen würden – sondern weil sich das Abenteuer als Inszenierung entpuppte, völlig ungefährlich ist und damit gegen das goldene Gebot des Entertainment verstößt, die da lautet: „Thou shallst not bore!“ FRA