die raucherecke
: Revolution in der Provinz

Der Verfassungsgerichtshof hat entschieden: In Rheinland-Pfalz darf vorerst weiterhin in „inhabergeführten Ein-Raum-Gaststätten ohne Beschäftigte“ geraucht werden.

In Rheinland-Pfalz ist am Dienstag die Revolution ausgebrochen! Wer hätte gedacht, dass gerade die Schnarchnasen von Mosel und Rhein nun aufbegehren? In heutigen Anti-Raucher-Zeiten hielt ich das mittlerweile für undenkbar, aber wenn bestimmte Voraussetzungen gegeben sind, darf in der beschaulichen Region jetzt doch wirklich weitergeraucht werden. Damit ist gemeint, dass es sich um Kneipen handeln muss, die keinen zweiten Raum besitzen und in denen der Wirt allein arbeitet.

Super! Anders ausgedrückt: In stinkig verqualmten Eckkneipen, an deren verklebten Theken sich ab neun Uhr morgens zukunftslose Reaktionäre betrinken, dürfte ich rauchen.

Und was habe ich davon? Ich will gar nicht Kneipen besuchen, die „Uschi’s (sic!) Eck“ oder „Alt Koblenz“ heißen. Ich will in die coolen Szenebars marschieren und mir dort einen angesagten Cocktail bestellen, während ich mir lässig eine Zigarette anstecke. Und diese Bars bestehen nie nur aus einem Raum und haben meistens auch ganz viele Angestellte.

Aber Moment! Wir reden hier von Rheinland-Pfalz – in der lahmsten Region der Welt gibt es keine Szenebars! Oder hat irgendjemand schon mal so was zwischen Montabaur und Pirmasens gesehen? Selbst Mainz ist trinkend und rauchend kaum zu ertragen. Deshalb: So revolutionär die Nachricht auch zunächst scheint – zieht irgendjemand Vorteile daraus? HENDRIK EFERT