der kommentar
: Maybrit und die Detektive

Maybrit Illner talkte doch über die Telekom: „Deutschland, einig Spitzelland“. Alles wie gehabt. Fast.

Der Kampf zwischen Liebe und Journalismus hat dann doch nicht stattgefunden, den Bild-Kolumnist Franz Josef Wagner pathetisch angekündigt hatte. Maybrit Illner zeigte in ihrer Talkshow zur Telekom am Donnerstag, dass sie auch hierzu fragen kann – obwohl sie mit Vorstandschef René Obermann zusammen ist. Beruhigend. Eine Frau macht ihren Job, ungeachtet dessen, was der zu ihr gehörige Mann tut.

Das eigentlich Interessante war das Auftreten eines neuen Talkshow-Typs: Hans Sturhahn. Der Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Detektive ist ein Phänomen: Er redet wie ein Beamter, sieht aus wie ein Versicherungsvertreter und wettert wie ein Lobbyist. Seine Lieblingswendung lautete „schutzwürdiges, berechtigtes Interesse“ (das gäbe einem Unternehmen das Recht, bei den Mitarbeitern nachzuforschen). Im braven blauen Anzug gekleidet, beklagte er, dass hierzulande jeder Detektiv werden könne. Jeder! Die fehlenden Qualifikationskriterien, ein Skandal! Dank ihm hatte die Sendung einen gewissen Unterhaltungs- und Erkenntniswert. Zum Beispiel zur Unternehmenskultur: „Mitarbeiter werden oft kriminell, weil die Chefs es sind. Es gibt eine totale Unzufriedenheit mit dem Fehlverhalten der Führung.“ Und: „Es ist nicht Aufgabe der Detektei, Kritik am Chef zu üben. Der Chef ist der Auftraggeber.“ Da lachte die Runde übrigens. Schade. Vielleicht waren Hierarchiestrukturen ja das eigentliche Thema des Abends. MIRIAM JANKE