Kuhmist per Post: Das Ekelpaket

Gute Geschäftsidee eines Bauern aus Frankreich: Rachsüchtige können über seine Website Mist verschicken. Der ist dann aber hübsch verpackt. Und garantiert 100% naturrein.

Außen hui, innen pfui. Ein richtiges Scheißpaket also. Bild: boing/photocase

"Nein, das wäre aber wirklich nicht nötig gewesen!" Noch nie war dieser Satz falscher Bescheidenheit als Dank für ein Geschenk so angebracht wie in diesem Fall. Das Paket kommt attraktiv daher. Wenn die Hüllen des Geschenkpapiers fallen, kommt eine hübsche ovale Holzschachtel zum Vorschein. Doch warum bloß lächelt die darauf abgebildete Kuh mit Superman-Umhang so hinterlistig? Und irgendwie riecht das auch eigenartig, und ehrlich gesagt, nicht gerade wie das letzte Parfum von Dior. Das Öffnen der gut verschlossenen Schachtel übertrifft die schlimmsten Vorahnungen: Sie ist randvoll mit Kuhmist! Eine Karte mit von Herzen schadenfreudigen Wünschen liegt nicht bei. Wer nun wissen will, von wem die Sendung stammt, kann sich unter seinen ärgsten Feinden einen aussuchen. Denn genau das ist der Zweck der Übung. Diese Rache ist nicht süß, sie stinkt erbärmlich.

Name und Adresse des Absenders dagegen sind bekannt. Angeblich ist es der französische Bauer Roger Combotte aus dem französischen Jura, der diese Pakete verschickt. Er tut dies auf Bestellung und gegen Bezahlung. Und selbstverständlich mit gutem Gewissen. Nichts spricht gesetzlich dagegen, Kuhmist per Post zu versenden, solange dieser entsprechend verpackt ist. Schliesslich kann der Empfänger diesen ja im Garten als Dünger verwenden. Der eigentliche Sinn aber ist auf der Internetseite des selbsternannten "Kuhmist-Königs" unzweideutig beschrieben: "Wir waren alle schon Opfer einer niederträchtiger Person, eines wahren 'Mistkerls', der uns die Stimmung verdorben hat... Der Boss, die Schwiegermutter, ein Nachbar oder sonst ein Feind? Haben Sie Lust, sich abzureagieren oder sich rächen? Tun Sie es, aber bitte mit Humor!" So bietet Combotte gegen 8,50 Euro, an jede Adresse in Frankreich seine aus lokalem Handwerk stammenden Holzschachteln mit ihrem "100% naturreinen" Inhalt aus dem Stall zu schicken. Wer will, der kann auch noch ein T-Shirt mit der feixenden Kuh bestellen, oder den passenden Jutebeutel. So als Jux.

Das französische Wort "fumier" in der Internetadresse bezeichnet nicht nur den Stallmist, sondern ist auch ein oft und gern gebrauchtes Schimpfwort im Stil von "Mistkerl!". Damit erübrigt sich jeder weitere Kommentar als Beilage. Roger Combotte jedenfalls hat gut lachen auf dem Web. Er ist in Frankreich ein Internet-Star geworden. Der Erfolg sei mittlerweile so groß, dass der Mistproduzent aus Ranchot im Jura über Frankreichs Grenzen hinaus bekannt ist. Darum steht auf seiner Internetseite schon: "Soon in English!" Nachdem er als Original von verschiedenen Radio- und Fernsehsendern besucht oder ins Studio eingeladen wurde, möchte er sich nun diversifizieren und demnächst ein Chanson aufnehmen. Wenn er so singt, wie sein Mist riecht, müsste die Rache damit erst recht fürchterlich sein! Es sei denn, jemand revanchiert sich mit ähnlichem Humor bei ihm. Combotte heisst nämlich in Wirklichkeit Olivier Legrand und hat die virtuelle Figur des "Mistkönigs" zusammen mit einem gewieften Werbespezialisten ausgedacht.

Bedauerlich zwar, dass es dazu der Rolle des Combotte bedarf, schließlich ist auch Legrand Landwirt. Schön aber, dass er nun dafür sorgt, dass Schenken nicht nur Freude bereitet, sondern bei Bedarf auch Schadenfreude.

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