Unser Spindluder

Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg kann alles – und tut alles. Für seine Jungs. Bei der Truppe ist der dynamische CSU-Politiker inzwischen beliebter als Scharping, Jung und Generalfeldmarschall Rommel zusammen. Und sieht auch besser aus

Bild 1 zeigt Karl-Theodor zu Guttenberg auf dem Flugzeugträger einer befreundeten Großmacht und damit exemplarisch die verheerenden Deformationen des Amtes: Hinter Schutzweste, Schutzbrille, Schutzhelm und Schutzkopfhörern ist der schöne Mann kaum mehr zu erkennen. Die nötige Faszination für Kriegsspielzeug ist aber ungebrochen, sonst würde er es nicht fotografieren, zum Beispiel den soeben gestarteten Kampfjet. Bild 2 illustriert die Nähe zur Truppe, hier im Partyschutzkeller der Bundeswehr unter heftigem Raketenbeschuss der Taliban. Zwar folgt der Minister lächelnd den taktischen Ausführungen seines Gegenübers, der Schweißfleck zwischen den Schulterblättern aber verrät: der Mann weiß, was Angst ist. Ganz anders Bild 3, auf dem Guttenberg routiniert mit einer Mörsergranate hantiert, als wolle er sagen: „Echt? Nur ein so’n Geschoss, schon gibt’s 50 tote Zivilisten?“ Seine wahren Gefühle verbirgt er derweil geschickt hinter einer Sonnenbrille. Vielleicht rühren die Tränen auch nur vom Gel, das ihm in der Hitze am Hindukusch aus den Haaren über die Stirn in die Augen gelaufen ist. Wie auch immer: Zweifel machen einsam (Bild 4), in der Kantine rücken die Kameraden oft vom Traumatisierten ab, lassen ihn mit seinen Gedanken alleine aus dem Blechnapf fressen. Landserromantik pur! Krieg ist aber nicht immer nur Gewalt, Tod und menschliches Elend, wie uns Bild 5 lehrt, sondern ebenso oft Jubel, Trubel und menschliche Heiterkeit: Hier feiert der Minister gerade einen Volltreffer. Bild 6 schließlich zeigt, dass Guttenberg sein stolzes Amt, sein noch stolzeres Privatvermögen, sein brillantes Aussehen oder seine noch brillanteren Karriereaussichten keineswegs zu Kopf gestiegen sind. Nein, der Mann kann bekanntlich alles, auch dienen und zur rechten Zeit die Hakken zusammenschlagen. Er wird es noch weit bringen. Fotos von oben: Fabrizio Bensch/reuters; Naqeeb Ahmed/dpa (2); Maurizio Gambarini/apn (2); reuters. Idee und Umsetzung: Daniela Zinser. Text: Arno Frank