Zukunft von gestern

MEDIENREVOLUTION „Berliner Zeitung“ und „Bild“ testen die 3-D-Zeitung – die Anzeigenabteilungen freut’s

„Beamen wie auf dem Raumschiff Enterprise – das klappt noch nicht. Aber Bilder in einer neuen Dimension zu erleben, das schon“, gab man auf der Titelseite am Mittwoch den LeserInnen mit auf den Weg in angeblich völlig neue Welten: „3-D heißt das Zauberwort der multimedialen Zeit. Ihre Berliner Zeitung führt Sie in einer Beilage auf 24 Seiten durch diese faszinierende Welt. Brille auf und los.“

Aber nein, Sie haben sich nicht in ein kultiges 60er-Jahre-Kinorevival verlaufen, in dem Knaben noch kurze Hosen trugen und in Büchern wie dem „Neuen Universum“ lesen konnten, dass die bemannte Raumstation auf dem Mars in spätestens zehn Jahren bezugsfertig sei.

Die deutsche Presse hat vielmehr die dritte Dimension für sich entdeckt: Die Berliner Zeitung hat es schon hinter sich, Bild verspricht Kühnstes für dieses Wochenende. Drinnen wird es Menschen mit labilem Magen dann ein bisschen schlecht, weil das mit den verschiedenen Farbschichten übereinander noch nicht ganz so hinhaut. Einige Effekte sind ganz niedlich – wobei die dreidimensionale Zukunftsbeilage der Berliner Zeitung ein zwar redliches, aber doch recht eindimensionales Ziel hatte: mit diesem Gimmick möglichst viele Anzeigen reinzuholen nämlich.

Die sonstigen dreidimensionalen Bilder zu den Artikeln waren seltsam unspektakulär – dass 3-D zum künftigen „Muss“ der Zeitungsillustration wird, ist also zumindest auszuschließen. Eine Zeitung ist eine Zeitung ist eine Zeitung. Und eben kein Avatar.

Dass sie allerdings schon immer dreidimensional gewesen ist – um das zu beweisen, genügt ein ganz simples, zweidimensionales Schwarzweißfoto. STG