2 x E-Book = Sarrazin

UMSATZ Die neuen Zahlen zum Buchmarkt sind da

Man muss sich den deutschen Buchmarkt wohl wie einen Gletscher vorstellen. Er bewegt sich, es gibt auch interne Verschiebungen – aber das alles vollzieht sich in geradezu erhabener Langsamkeit. So ist der viel prognostizierte Trend zum E-Book in der Realität immer noch nicht recht angekommen: 2010 sind mit E-Books 21,2 Millionen Euro erwirtschaftet worden, das ist gerade mal ein halbes Prozent des Kaufbuchumsatzes. Thilo Sarrazin hat mit seinem „Deutschland schafft sich ab“-Pamphlet ganz allein locker das Doppelte an Umsatz hingelegt wie der gesamte E-Book-Markt. Insgesamt wurden im deutschen Buchhandel im vergangenen Jahr 9,7 Milliarden Euro umgesetzt – 0,4 Prozent mehr als 2009.

Auch der zweite große Trend – weg vom Buchladen, hin zur Onlinebestellung – findet nicht so schnell statt, wie er vorausgesehen wurde. 50,6 Prozent aller Umsätze werden immer noch von Buchhandlungen gemacht (2006: 54,3 Prozent) und 17,1 Prozent mittlerweile vom Versandbuchhandel inklusive Internet, sprich: Amazon (2006: 11,6 Prozent). Da verschiebt sich also schon etwas, aber von einer Internetrevolution kann auf dem deutschen Buchmarkt noch immer keine Rede sein. Zumal auch die Internetkäufer nicht ganz aus den Ladengeschäften ins Netz abwandern. Üblich ist vielmehr ein sogenanntes hybrides Kaufverhalten: Situationsbedingt ordert der Kunde seine Bücher mal im Laden, mal im Netz.

Gerade hat der Börsenverein des Deutschen Buchhandels die aktuelle Broschüre „Buch und Buchhandel in Zahlen 2011“ vorgelegt (Bestellung unter www.boersenverein.de). Ihr kann man diese Zahlen entnehmen. Auch sonst ist das eine interessante Lektüre. Man erfährt, dass mehr Frauen (45 Prozent) mehrmals in der Woche ein Buch in die Hand nehmen als Männer (30 Prozent) und dass man in der Arbeitsphase des Lebens am wenigsten liest: 44 Prozent aller 14- bis 19-Jährigen tun das und dann wieder 41 Prozent aller 60- bis 69-Jährigen, aber nur 33 Prozent aller 30- bis 39-Jährigen.

Und man erfährt, dass 18,9 Prozent der Befragten „Bücher lesen“ als „besonders gern“ ausgeübte Freizeitbeschäftigung angeben. Damit liegt es zwischen „Auto fahren“ (22,4 Prozent) und „Partys feiern“ (18,5 Prozent). Nur 3,4 Prozent gaben „Hörbuch hören“ an. An der Spitze liegt natürlich das Fernsehen: 46,6 Prozent – aber das war ja eh klar. DRK