Hamburger SV: Witzfiguren wie wir

Der Exbulgare Lothar Matthäus wird als Traineroption für den Hamburger SV ins Gespräch gebracht. Das ist natürlich nicht ganz ernst gemeint.

Zielstrebig hat Matthäus schon das nächste Fettnäpfchen vor Augen. Bild: reuters

BERLIN taz | Die Funktion der Witzfigur ist der des Sündenbocks nicht ganz unähnlich. Beide bieten uns Möglichkeiten der Sublimation. Beide braucht es in der Politik wie im Sport.

Die Freien Demokraten etwa, so wurde auch beim jüngsten Westerwelle-Putschversuch diverser Medien deutlich, bieten potenzielle Sündenböcke in derartiger Üppigkeit feil, dass Guido nur den ersten Stein auf dem Weg zur FDP-Endlösung abbekam. Was das mit Lothar Matthäus zu tun hat? Viel. Vielleicht.

Matthäus ist keine ernsthafte Traineroption für den coach- und sieglosen HSV. "Ehrlich gesagt, sehe ich ihn nicht als realistische Möglichkeit für uns", sagte Carl-Edgar Jarchow, Vorstandsvorsitzender des Vereins, schnell als Dementi, welches keines Dementis bedurfte.

Lothar Matthäus stellt im Profifußball den Idealtypus der Witzfigur dar. Unabdinglich, dass er, so er mal wieder irgendwo entlassen wird (wie kürzlich als bulgarischer Nationaltrainer), die Fußballöffentlichkeit zu absurden Gedankenspielen einlädt - und zu Häme. Ob Belgrad, Paranaense (Brasilien), Salzburg, überall wurde er schnell geschasst.

Und das als einer der erfolgreichsten deutschen Fußballspieler überhaupt. Dazu kommt sein nicht so privates Privatleben. Gerne wohnen wir dem Fall dieses Helden bei.

Der Profifußball, dem Segment Show zugehörig, bietet uns das. Es kann gar nicht schnell genug gehen, bis Loddar in seinen beiden Tätigkeitsbereichen (Fußball, Frauen) wieder arbeitslos wird.

Mit dem HSV und Lothar Matthäus träfe eine kollektive Witzfigur auf eine individuelle, uns Löwen zum Fraß vorgeworfen.In Hamburg macht man derweil angenehm flache Witze: "Was ist der Unterschied zwischen einem ,Ü' und dem HSV?", fragt sich laut Medienberichten das Volk dort. Na? Nun lachen Sie schon.

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