DIE DREI FRAGEZEICHEN
: „Wir haben gelitten“

WIE BITTE? Zwei Berliner haben aus dem diesjährigen Finale von „Germany’s Next Topmodel“ ein Taschenbuch gemacht

taz: Warum haben Sie Heidi Klums Modelshow in ein Buch im Reclam-Stil verwandelt, inklusive aller Dialoge und Regieanweisungen?

Gregor Weichbrodt und Grischa Stanjek: Für eine Seminararbeit sollten wir ein Buch gestalten, hatten aber nicht genug Zeit, um etwas Eigenes zu schreiben. Also entschieden wir uns, eine TV-Show Wort für Wort abzutippen. Und „Germany’s Next Topmodel“ hatte zu dem Zeitpunkt einfach die größte gesellschaftliche Relevanz.

Wenn man die Show als Buch liest, bleibt kaum mehr übrig als Werbung, Sprachmüll, Eigenlob und Teenie-Jubel. War das ihre Absicht?

Natürlich wollten wir verdeutlichen, wie flach diese Show ist. Eigentlich kann man auch gar nicht erwarten, dass jemand die ganzen 120 Seiten liest, so inhaltsleer sind sie. Die Kabarettistin Christine Prayon macht es übrigens ganz ähnlich, indem sie Texte von Mario Barth vorträgt.

Das Buch heißt: „Das ist der Tag, von dem ihr noch euern Enkelkindern erzählen werdet“. Ist „Germany’s Next Topmodel“ tatsächlich das, was von unserer Zeit bleibt?

Die Show ist ein Spiegelbild unserer Gesellschaft und dazu ein riesiges Massenphänomen. Definitiv eines der großen Dramen unserer Zeit. Viele Leute mögen es angeblich nicht, gucken dann aber trotzdem. Selbst in linken Wohnprojekten in Berlin schauen Leute die Sendung. Letztlich haben wir die Show deshalb auch für unser Projekt ausgewählt. Bei der Arbeit haben wir allerdings ziemlich gelitten. Alleine das Transkribieren hat um die zwanzig Stunden gedauert, die ganze Zeit mit Heidis Stimme auf den Ohren. Der Satz: „Es kann nur eine Germany’s Next Topmodel werden“ hat sich bei uns mantraartig eingebrannt.

INTERVIEW: ROBERT IWANETZ

■ Gregor Weichbrodt, 23, und Grischa Stanjek, 22, studieren Kommunikationsdesign in Berlin. Beide haben keinen Fernseher