DIE KLEINE WORTKUNDE

Es ist dieser Tage keineswegs ausgemacht, ob frau sich wünschen sollte, als Gattin bezeichnet zu werden. Klar, das Wort suggeriert, bei der in dieser Weise umschriebenen Frau handele es sich um eine höher stehende weibliche Person, ein Edelwesen, dem Menschliches wie Kontoüberziehung oder Müllrausbringen eher fremd ist.

Bei Edith Geerkens liegt der Fall aber anders. Diese Frau wird zwar dieser Tage in den Medien allenthalben als Unternehmer-Gattin tituliert, was ja nichts anderes kommunizieren soll, als dass sie auf eine schmarotzerhafte Weise die Frau eines reichen Mannes ist. Illustrierend wird das immer gleiche überblitzte Foto gereicht, auf dem die alterslose Gattin schmollmündig mit ihrem 67 Jahre alten Ehemann Egon beim Sommerfest des Bundespräsidenten zu sehen ist. Beim Darlehensvertrag mit den Wulffs, so wird allenthalben insinuiert, trat die blonde Frau Geerkens quasi nur als dessen steuersparender Unterschriftenautomat auf.

Möglicherweise trifft das zu. Möglicherweise aber auch nicht. Möglicherweise nämlich versteht Edith Geerkens etwas von Geld und hat deshalb dem Bundespräsidenten und seiner (ebenfalls gern bei Glamouranlässen als Gattin titulierten) Ehefrau Bettina ein 500.000-Euro-Darlehen gewährt. Laufzeit fünf Jahre, Zinssatz vier Prozent – alle Beteiligten hatten was davon.

Dass Edith Geerkens so ausdauernd als Gattin tituliert wird, bedeutet dieser Tage keineswegs eine besondere Ehrerbietung oder Respekt. Im Gegenteil, das spitzmündige Gattin verleiht ihr den Hauch einer raffgierigen Megäre. Beweise dafür gibt es keine. ANJA MAIER