David-Beckham-Design bei H&M: Ende der Spielstraße

David Beckham, einst Idealtypus des metrosexuellen Mannes, hat recht brave Textilien für den Modekonzern H&M designt. Sein Wandel war unabdingbar.

Beckham geht unter die Unterwäsche-Designer. Bild: dapd

Viel Spielraum bietet Männerunterwäsche nicht. Das ändert sich auch nicht, wenn David Beckham sie für den schwedischen Mode-Riesen H&M vermeintlich designt. Ein paar klassische Unterhosen, ein paar enge Boxershorts und eine normale Boxershort - das wäre das Sortiment. Die Farben: schwarz, weiß, grau.

Es geht nicht um Schnitt, Form oder Farben, sondern um Inszenierung - und darin ist Beckham ein Meister. Vor drei Jahren posierte der englische Nationalspieler für Emporio Armani – damals auch in Unterwäsche. Beckham, eingeölt wie eine Speckschwarte, kein Haar auf der Brust, Körper gestählt. Mit streng gegeltem Scheitel, spielte er ein bisschen zu bemüht mit einem wahnsinnig dicken Seil.

Es sind Bilder wie diese, die Beckham zum Prototyp des Metrosexuellen machte. Für Fotograf David LaChapelle posierte er in engen und kurzen Jeansshorts, der erste Knopf dabei geöffnet. Fotos von Beckham waren immer ein wenig camp - sie spielten mit dem Übertriebenen fast schon an der Grenze zu Kitsch und schlechtem Geschmack.

Es ist still geworden um den ehemaligen "Sexiest Man Alive 2008". Lange testete David Beckham mit seinem Äußerem Geschlechtergrenzen aus, war der metrosexuelle Mann. Die Liebe zum Übertriebenen musste bei ihm aber eine Phase bleiben, wer stets nur spielt, verkommt leicht zur dauerhaften Karikatur seiner selbst. Das Konstrukt, ein Leben lang aufrechtzuerhalten, ist somit fast unmöglich. Folgerichtig musste Beckham sich weiterentwickeln.

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Letztes Jahr schaffte er, der Fußballer - denn eigentlich ist Beckham genau das -, es auf den Titel des Magazins Fantastic Man. Er überraschte mit adrettem Stil - keine lackierten Fingernägel mehr, stattdessen Tolle, Brille und Krawatte. Der 36-Jährige war zum Mainstream-Mann geworden.

Nur, für eine Unterwäschekampagne muss der Herr selbst blank ziehen. In dem 30-sekündigen Schwarzweißvideo räkelt er sich, schaut lasziv direkt in die Kamera. Die Unterhosen sind nebensächlich, stattdessen zoomt die Kamera auf seine Tattoos - angeblich hat Beckham mehr als 20 davon. Der pornografische Blick auf seinen Schritt fehlt völlig, nur einen kurzen Augenblick verweilt die Kamera auf seinem Hintern. Das mag daran liegen, dass der Werbespot während der Spielpause des diesjährigen Super Bowls ausgestrahlt wird.

Vielleicht hat es Beckham satt, ewiges Sexsymbol zu sein. Die Menschen werden heute trotzdem zu H&M rennen und seine Unterwäsche kaufen. Es ist der Name, der zählt. In den H&M-Kampagne-Fotos zeigt sich deutlich: Beckham ist älter geworden, er verzichtet auf Sixpack und Öl. Er versucht sich, als Mensch zu zeigen und nicht als Sexgott - so ganz kann er sich von den Konventionen der Werbung nicht lösen, die Socke im Schritt ist Pflicht.

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