Hilfe, Großkapital!

PLEITE Kopenhagens Freistaat Christiania schafft nicht, sich selbst zu retten. Nun müssen Banken ran

Ihre „Volksaktie“ ist gefloppt. Gerade einmal 6,6 Millionen Kronen hat sie dem Freistaat Christiania eingebracht – dabei sollte ihr Verkauf doch das Weiterbestehen des Kopenhagener Projekts sichern. Denn bis zum 1. Juli muss Christiania 51,9 Millionen Kronen (rund 7 Millionen Euro) an den dänischen Fiskus zahlen, um den mit dem Staat geschlossenen Kaufvertrag über das Freistaat-Gelände zu erfüllen. In den fünf Monaten, in denen die Volksaktie schon zum Verkauf steht, ist nur ein Achtel dieser Summe zusammengekommen.

„Die Zielsetzung ist nicht mehr zu verwirklichen“, kommentierte Caspar Rose, Wirtschaftsprofessor an der Kopenhagener Business School, die Lage am Montag trocken. Auch Christiania-Anwalt Knud Foldschack sagt, es erscheine derzeit unrealistisch, bis zum 1. Juli über Volksaktien die fehlenden 45 Millionen zusammenzubekommen. Das aber bedeute nicht, dass der Kauf scheitert. Dann müsse man eben versuchen, das Geld von Banken zu leihen.

Das hieße: Der kapitalistische Finanzsektor würde an Christiania verdienen – über die fällig werdenden Zinsen. Dabei wolle Christiania doch ein spekulationsfreies Gebiet sein, sei entstanden im Protest gegen den Eigentumsgedanken, erinnert Risenga Manghezi von der Christiania-Wirtschaftsgruppe. Und sagt dann: „Aber so ist nun mal die Realität, der wir uns dann wohl unterordnen müssen.“

Eine Bank hat sich auch schon gefunden. Das Geschäft ist für sie relativ risikofrei, weil der dänische Staat bis zu 80 Prozent eines Kredits für Christiania garantieren will. Christiania habe wohl doch nicht so viel Rückhalt in der Öffentlichkeit wie gedacht, meint Ökonom Rose: „Eine Sache ist es, eine Idee sympathisch zu finden. Eine ganz andere, die dann auch mit Geld zu unterstützen.“ REINHARD WOLFF, STOCKHOLM