Oben geblieben

WAHL Die alte und neue Intendantin des RBB heißt Dagmar Reim

Bei der Pressekonferenz nach der Intendantentagung in Erfurt gab es plötzlich Unruhe. Vor Kopf hatten die ARD-Vorsitzende Monika Piel und Gastgeber-Intendantin Karola Wille (MDR) Platz genommen, Dagmar Reim (RBB) war zunächst an der Längsseite geparkt. Doch das ließ sich die dienstälteste Intendantin der ARD nicht lange bieten. Es wurde umgebaut, dann saß Reim mit ganz vorn. Von einer ihr zustehenden Position, machte die 60-Jährige damit im Februar klar, lässt sie sich nicht verdrängen.

Vielleicht hatten sich trotz öffentlicher Ausschreibung auch deswegen neben Reim nur noch von Anfang an aussichtslose Kandidaten um den Chefposten beim Sender für Berlin und Brandenburg beworben, so dass Reims Wiederwahl für eine dritte Amtszeit am Donnerstagabend schon beinahe in die Kategorie Formsache fiel. 21 von derzeit 29 Stimmen im RBB-Rundfunkrat (ein den Journalistengewerkschaften zustehender Posten ist wegen interner Zwistigkeiten derzeit unbesetzt) fuhr sie ein. Witzelte danach, im „ehemaligen Lande Honeckers sollte man Einstimmigkeit nicht anstreben“. Und verkündete anschließend ein entschiedenes „Weiter so“.

Doch das könnte sich bei der stets geschliffen formulierenden Hörfunkfrau, die bei ihrer ersten Wahl 2003 auch gleich die erste Intendantin in der damals immerhin schon 53 Jahre währenden Geschichte der ARD wurde, als untertrieben erweisen. Reim hat den stets klammen RBB mit Personalabbau und eisernem Sparen konsolidiert – bekanntestes Opfer: das einst so gefeierte Radio Multikulti. Zwar kann die im ARD-Vergleich drittkleinste Anstalt auch weiterhin keine ganz großen Sprünge machen, „Sparen gehört zu unserer DNA“ ist einer von diesen oft gehörten Reim-Sätzen. Doch auf Almosen der anderen ist der RBB nicht mehr angewiesen, was Reims Position im Senderverbund ungemein stärkt. Zweimal hatte sie die Möglichkeit, mit dem RBB den ARD-Vorsitz zu übernehmen, unter Verweis auf die prekäre Finanzlage an sich vorbeiziehen lassen. Doch das ist jetzt vorbei. Aufsichtsratsvorsitzende der nicht ganz unwichtigen ARD-Film- und Produktionstochter Degeto ist Dagmar Reim schon. Eine dritte Chance auf den höchsten ARD-Posten werde sie sich wohl nicht entgehen lassen, heißt es nun selbstbewusst im Sender. STEFFEN GRIMBERG