DAS ENTSCHEIDENDE DETAIL
: Leistung lohnt sich also doch

EUROPAMEISTER Warum die Arbeitnehmer hierzulande völlig zu Recht mehr Urlaub haben als die werktätigen Völker sonst wo in der EU

Die deutsche Olympiabilanz ist in den Augen vieler peinlich und auch für Jogis Truppe hat’s am Ende nicht gereicht. Doch jetzt bietet sich an ganz anderen Stellen die Möglichkeit, dauerhafte Spitzenposition zu belegen: In einem Europa-Vergleich der Beobachtungsstelle für die Entwicklung der Arbeitsbeziehungen (Eiro) glänzen Deutschlands Arbeitnehmer mit durchschnittlich 40 freien Tagen im Jahr und sind somit „Urlaubs-Europameister“.

Wer aber meint, jetzt ist’s gänzlich vorbei mit den deutschen Tugenden, der irrt. Im Vergleich arbeiteten die Deutschen 2011 – trotz Urlaub – immer noch wie besessen. 40,6 Stunden pro Woche ist der tarifliche Durchschnitt – im Vergleich dazu plackern lediglich Rumänen und Luxemburger länger. Und rechnet man noch das europaweite Renteneintrittsalter ein, das zwischen 58 und 68 Jahren schwankt, haben auch hier die Deutschen mit 67 Jahren ein Fleißsternchen verdient.

Also für alle Verfechter von Disziplin, Pünktlichkeit und Gerechtigkeitssinn – es ist noch alles beim Alten: Die Zahl der psychischen Erkrankungen bei Arbeitnehmern steigt weiterhin, Burnout ist nach wie vor in aller Munde. Die Deutschen brauchen ihren Urlaub und haben ihn sich ganz einfach verdient.

Und anstatt zwei Arbeitsstunden weniger pro Woche zu rackern, sollen sie doch lieber Urlaub an der Costa Brava oder auf Kreta buchen, vom redlich verdienten Geld ordentlich Souveniers kaufen und die desolate Wirtschaft unserer europäischen Mitbürger ankurbeln. Wahrlich meisterlich!

BARBARA OPITZ