DIE WERBEPAUSE
: Und raus bist du!

Warum ist eine Frau im Pyjama, die sich zusammen mit ihrer Familie im Bad aufhält und die Zähne putzt, für ein saudi-arabisches Publikum unzumutbar?

Auf Abbildungen, die ansonsten mit denen in anderen Katalogfassungen identisch sind, wurden im Ikea-Katalog für Saudi-Arabien nahezu alle Frauen wegretuschiert. Auch wenn der aktuell in 69 Versionen und in einer Auflage von 208 Millionen verteilte Katalog des schwedischen Möbelhauses schon immer je nach Erscheinungsland leicht geändert wurde, waren Eingriffe wie in der saudischen Version bislang unbekannt.

Ikea bekommt nun eine Welle von Häme und Kritik ab. Ylva Magnusson, Pressechefin von „Ikea Group“ bedauerte, „dass das passieren konnte“: „Wir hätten schneller reagieren müssen.“ Für diesen Katalog war ein Franchiseunternehmen zuständig.

Vom saudischen Recht seien solche Eingriffe in Abbildungen nicht gefordert, meinte der schwedische Islamologe Jan Hjärpe. Es gehe wohl darum, dass Ikea im Voraus eine Moraldiskussion vermeiden wollte.

Ikea war erst in der vergangenen Woche wegen Zensur seiner russischen Website kritisiert worden. Hier hatte bei der Abstimmung über eine Werbekampagne ein Bild von im Stil der Polit-Punkband Pussy Riots verkleideten Jugendlichen die meisten Stimmen erhalten. Worauf es gelöscht wurde. Begründung: Man sei „politisch und religiös unabhängig“. REINHARD WOLFF