DAS ENTSCHEIDENDE DETAIL
: Grenzwertige SMS

KONTROLLE Ob Kind, Diener oder Ehefrau: Überschreiten sie die Landesgrenze Saudi-Arabiens, bekommt ihr Gebieter daheim eine Nachricht aufs Handy

Dunkel erinnern wir uns der friedlichen Epoche, als Frau und Mann und Kind noch nicht der Dauerüberwachung des jeweiligen Meisters unterlagen. Ja, es gab sie tatsächlich einmal, die Zeit vor der bösen Frage „Warum warst du nicht erreichbar?“

In Saudi-Arabien ist wie immer alles schlimmer. Dort sind Kinder, ausländische Hausangestellte sowie alle Frauen der Familie der Kontrolle des Mannes unterstellt. Dass diese Chefs bei jedem Grenzübertritt des genannten Personenkreises eine SMS erhalten, sorgte zuletzt für medialen Aufruhr – was dem saudi-arabischen Journalisten Ahmed al-Omran nicht so recht einleuchten mochte.

Schon seit 2010 habe das Innenministerium in Riad ein System entwickelt, das es den Herren ermöglichen sollte, nicht wegen jeder Passangelegenheit der Unterstellten eine Dienststelle aufzusuchen. Um diesen Service zu nutzen, muss man sich allerdings registrieren – mit Handynummer; und so kam es dann zu den Grenzübertritts-SMS. Wer weiterhin umständlich zum Passamt ging, bekam keine derartige Meldung – wie auch, wenn man seine Mobilnummer gar nicht mitgeteilt hatte?

Natürlich, schreibt al-Omran, wäre es schön, die digitalen Annehmlichkeiten ohne Spitzelnachrichten nutzen zu können; noch schöner wäre es, wenn Frauen schlicht keine Erlaubnis bräuchten, um eine Grenze zu überschreiten. Und wir wollen da auch gar nicht relativistisch werden: Freiheit ist immer auch die Freiheit, sich selbst in KETTEN zu legen. AW