DAS ENTSCHEIDENDE DETAIL
: Kapuzen-Solidarität

ONLINE SZ.de-Chef Stefan Plöchinger soll in die Chefredaktion. Die Printler sind empört, die Online-Kollegen machen Soli-Selfies

Es geht um die Verteidigung des Bestehenden, die Frage, wer hier das Geld verdient

Dutzende Selfies von Menschen in Kapuzenpullis verbreiten sich am Sonntag bei Twitter. Manche Träger sehen müde aus, viele sitzen im Büro, einige zu Hause. Alle sind sie Journalisten. Von stern.de, dpa, ZDF und SZ. Freie Journalisten und feste. Junge und ältere, eher männlich, eher Online statt Print.

Das ist dann auch der Grund der KAPUZENPULLI-Welle. Es geht um Solidaritätsbekunden mit Stefan Plöchinger, der seit 2011 die Onlineausgabe der Süddeutschen Zeitung leitet. Printchef Kurt Kister will den 37-Jährigen in die Chefredaktion holen und so die Gräben zwischen Print und Online zuschütten. Wie tief diese sind, zeigt sich am Widerstand der Printkollegen.

Wie die Zeit Ende vergangener Woche berichtet, wehrt sich der sogenannten „Impressionisten-Rat“ der SZ, also die Gruppe aus Redaktionsausschuss, leitenden Redakteuren und Ressortleitern, gegen den Aufstieg des Onliners in die ehrwürdige Printwelt. Sie reagierten teils empört und abwehrend auf den Vorschlag Kisters, den „Kapuzenpulliträger“ zu befördern. Der habe sich kein schreiberisches Profil erarbeitet, zeige zu wenig Demut, schreibt die Zeit zu den Gründen.

Dabei geht es um mehr als nur um Plöchinger. Es geht um die Verteidigung des Bestehenden, die Frage, wer hier eigentlich das Geld verdient. Um die Zukunft von Print. Es geht um Jung gegen Alt, um Reichweite gegen Bedeutung, Recherche gegen Klicks. Bildstrecken gegen Dossiers.Und natürlich um die Frage, ob Menschen in Kapuzenpullis echte Journalisten sein können.

PAUL WRUSCH