DIE GESELLSCHAFTSKRITIK
: Das Gleiche in Frau

WAS SAGT UNS DAS? Schlüsselbeinchen zeigen, auffällig kleiden, ihn aufreißen und dann behalten – es gibt auch Pick-up-Künstlerinnen. Eine davon behauptet, natürlich immer mit offenen Karten zu spielen

Nach der ganzen Aufregung über die Pick-up-Künstler, die Männern gegen Bezahlung erzählen, dass sie jede Frau beliebig manipulieren könnten, hat stern.de nun ein weibliches Pendant interviewt: die Pick-up-Künstlerin Arden Leigh. Und zwar bemerkenswert unkritisch. Auf die Feststellung, dass ihren Berufskollegen Manipulation vorgeworfen wird, sagt sie: „Für mich gilt es immer, mit offenen Karten zu spielen.“

Da lehnt sie sich ganz schön aus dem Fenster, immerhin heisst ihr Buch „Die neuen Regeln der Anziehung. Wie man ihn kriegt, ihn behält und ihn nach mehr betteln lässt“. Ehrlich ist da nichts. Leigh erklärt Frauen, wie sie sich anziehen und benehmen sollen, wie sie ihr Gegenüber in eine Beziehung locken. Sie macht alles zur Taktik, sie vermittelt Frauen, sie müssten sich verstellen, um Männern zu gefallen. Sei anders, sei selbstbewusst – aber immer nur mit dem Ziel, ihn zu bekommen und zu behalten. Leigh ist keinen Deut besser als ihre männlichen Kollegen. Sie stellt Frauen als Dummerchen dar, die einen Mann brauchen.

Auf stern.de rät sie, Frauen sollten ihre Schlüsselbeine zeigen und rote oder weiße Kleider tragen, um aufzufallen. In ihrem Buch steht: „Die wahre Macht liegt darin, jemanden dazu zu bringen, dass sein größtes Glück darin liegt, dich glücklich zu machen.“ Würde ein Mann so einen Mist verzapfen, würde man zumindest mal nachfragen, in welchem Jahrhundert er eigentlich lebt. SASKIA HÖDL