DAS DETAIL
: Exklusiv!

VORBEI Tilo Jung, Erfinder von „Jung und Naiv“, will nicht mehr journalistisch arbeiten? Da schließt die taz doch aus Solidarität ihr Tiergeschäft im Redaktionsgebäude

Wir müssen jetzt alle ganz stark sein. Denn ein großer Kollege hat am Montagabend seinen Abschied verkündet. Investigativ-Talent Tilo Jung, Deutschlands einziger und bester freier Chefredakteur und Erfinder von „Jung und Naiv“, wird ab April Schluss machen mit dem JOURNALISMUS. Das sagte er auf einer Google-Veranstaltung. Er werde sich einen neuen Arbeitgeber suchen, konkreter wurde er nicht.

Er wird uns fehlen, konnten wir doch alle in den letzten Jahren einiges von ihm lernen: Objektivität, Fragetechniken, Unvoreingenommenheit, Selbstvermarktung, Stylingtipps … Und dann stolperte er. Postete ein doch ganz unverfängliches Bild eines Tritts in einen Frauenrücken bei Instagram und wollte damit auf die Doppelmoral zum Internationalen Frauentag aufmerksam machen.

Und was machen die Medien? Regen sich auf und bezeichnen ihn als Sexisten. Nichts verstanden haben die. Selbst sein Teilzeitarbeitgeber, die Krautreporter, distanzierten sich öffentlich von Tilo. Klar, dass sich ein Mann vom Format eines Tilo Jung so etwas nicht länger bieten lassen kann. Sein Abschied ist da die einzig logische Konsequenz.

Wir werden ihn vermissen. Tilo Jung hört mit Journalismus auf? Dann können wir mit ihm heute aus Solidarität mit ihm auch Exklusives verkündigen: Ab April beenden wir unsere Teilnahme am Aufbauprogramm für rote Spielzeugautos. Im Mai machen wir Schluss mit der bemannten Raumfahrt. Im September werden wir das tägliche Torfstechen auf der Dachterrasse des Springer-Hauses beenden. Ab 2016 dann wird dann der taz-TV-Sender geschlossen und das Tiergeschäft im Erdgeschoss. Alles nur für dich, lieber Tilo. PW