Winter!

Hey, Winter, dass du eins mal weißt: Für mich bist du das Allerletzte. Nichts gibt es, was mich mehr entsetzte.Wer dich kennt, weiß, was hassen heißt.

Marquis von Schlamm, Schlick, Glitsch und Matsch,Herr jener schalen, trüben Pampe im fahlen Schein der Straßenlampe auf eisigen, verwaisten Wegen. Und tausend Arten Schnee und Regen. Das, Winter, ist doch alles Quatsch!

Fürst von Verfall und zu Verwesung,wie alles Bunte, Blätter, Blumen, zergeht zu kargen, toten Krumen! Du bringst mit klirrend kaltem Schrecken komplette Völker um die Ecken. Libellen. Grillen. Hummeln. Falter. Das nehmen wir dir übel, Alter! Du brauchst mal ’ne Levitenlesung.

Baron von Faul und Falb und Fahl, in deinen tiefgekühlten Welten herrscht Niesel, Nebel, Not, Erkälten, Vergehn, Verdorren, Tod, Verenden und scharfes Ziehen in den Lenden. Wenn’s dich nicht gäb – mir wär’s egal.

Du nervst nur, grauer klammer Graf, kaltblütigster der Diktatoren. Durchlaucht von rot verfrornen Ohren, mach doch mal einfach Winterschlaf!

Georg Raabe