DEUTSCHES KAFF: DASSEL WILL BLAUBLÜTIG WERDEN

Künftig werden wir für das Fremdwort „Bashing“ nur noch das neue Wort „Dasseln“ verwenden, das wir auch gleich mal zur Probe auf den Namensgeber anwenden. Dann mal los mit dem Dasseln: Der kleine, von 10.000 Insassen bevölkerte Ort Dassel in Südniedersachsen ist die Inkarnation deutscher Provinz und Provinzialität. Das haben die Dasseler jetzt endlich auch gemerkt und beschlossen, dass ihr Kaff mehr sein soll als nur ein Kaff. Dassel will beim niedersächsischen Innenministerium eine Umbenennung in „Grafschaft Dassel“ beantragen. Wer an Minderwertigkeitskomplexen laboriert, legt sich gern einen Doppelnamen zu. Zwar sind die Grafen von Dassel bereits 1325 in männlicher Linie ausgestorben, aber begründet wird die blaublütige Aufplusterung der Dasseler im besten neudeutschen Werbesprech: Man verspreche sich davon „eine identitätsstiftende Wirkung und eine Aufbruchstimmung“, sagte der SPD-Bürgermeister Gerhard Melching am Montag. Wir aber werden den Neu-Adeligen ab sofort nur noch „Graf Melching von Dassel“ nennen. Dassel reimt sich eben gut auf Dussel.