UNVERGESSENE AFFÄREN: FRANZ JOSEF STRAUSS IN NEW YORK

Vierzig Jahre ist es jetzt her, aber im Zuge der Affäre Dominique Strauss-Kahn gerät ein uralter Skandal wieder ins historische Bewusstsein. Im März des Jahres 1971 war Franz Josef Strauß aus privaten Gründen in New York. Mitten in der Nacht um 2.45 Uhr trieb ihn „die Lust aufs Bier auf die Straße“ vor dem Plaza-Hotel nahe dem Central Park, wie der Spiegel seinerzeit genau wusste. Und es kam, wie es kommen musste: Der angetrunkene CSU-Vorsitzende wurde von drei Prostituierten überfallen, die, wie ein Polizist dem deutschen Generalkonsul in New York später berichtete, Strauß ein Portemonnaie mit 180 Dollar und 300 Mark aus der rechten Gesäßtasche gefischt hätten. Die Anbandelung sei nicht von den Bordsteinschwalben ausgegangen, hieß es in damaligen Berichten. Gleich als die Nachricht von dem in New York ausgeplünderten Bayern in Deutschland eintraf, wurde Franz Josef Strauß von den Medien und vor allem vom politischen Gegner massiv verspottet. „Strauß mag ein Nationalist sein, aber Rassist ist er keiner“, feixte SPD-Geschäftsführer Hans-Jürgen Wischnewski, da die maßgebliche Kraft bei dem Überfall eine Schwarze war. Laut Spiegel zeigte nur Bundeskanzler Willy Brandt Verständnis: „Man muss Mitleid haben, das kann jedem passieren.“ Aber Brandt war eben selbst ein Riesenschwerenöter. Heute jedoch würde auch er einen Dominique Strauss-Kahn nicht mehr in Schutz nehmen. Offensichtlich ist New York für die Strauße dieser Welt nicht die beste Stadt.