Die Wahrheit: Ich war eine Dose

Es gibt Haselnüsse, es gibt Muskatnüsse und es gibt Waschnüsse. An denen kommt man nicht vorbei, wenn man die Welt retten will: Eine Handvoll pro Waschgang.

Es gibt Haselnüsse (allergieauslösend), es gibt Muskatnüsse (Hat ein unerfahrener Konzertveranstalter mal in einer kleinen Schale als Knabberli angeboten. Das war lustig, als der Sänger im Dunkeln eine zwischen die Zähne steckte und mit eingezogenen Wangen auf die Bühne stürmte), und es gibt Waschnüsse. An denen kommt man nicht vorbei, wenn man die Welt retten will: Eine Handvoll pro Waschgang und das mühselige Deadhead-T-Shirt-Batiken hat ein Ende. Wer braucht schon blütenweiß, wenn auch beige mit Streifen drin ist? Waschnuss-Birte, die Mitbewohnerin meiner Freundin, jedenfalls nicht.

Wenn Waschnuss-Birte wüsste, wie viel Waschmittel und vor allem wie viel Weichspüler im Hotelbusiness verwendet wird, das Herz im Leib tät ihr zerspringen. Obwohl ich Handtücher und sämtliche anderen Klamotten ja schon seit Jahren auch zu Hause auf den Boden werfe, als Zeichen für das Zimmermädchen. Aber Hotels, je teurer sie sind, müssen natürlich mit ganz anderen Kalibern aufwarten.

Meinen nächsten Urlaub werde ich voraussichtlich auf der „Queen Mary 2“ verbringen, einem der größten Kreuzfahrtschiffe der Welt, weil man dort abends „in sein frisch gemachtes Bett schlüpfen und sein Kopf auf ein Kissen betten kann, das individuell für den Gast von der Kissen-Concierge ausgesucht wurde“. Was meiner Sammlung beneidenswerter Berufe die Krone aufsetzt. Die Kissen-Concierge muss bestimmt beim Einchecken an Bord erst mal den Gast-Kopf vermessen und ein paar Griffe aus der Kraniosakraltherapie anwenden, um herauszufinden, welche Kissenhärte und welchen Weichspüler man braucht, und ob man lieber auf aus lebendigen Gänschen herausgezupften Daunen oder auf Daunen von zum Zupfzeitpunkt bereits toten Gänschen schlafen kann.

Das ist eine Wissenschaft für sich! Beim jährlichen Kissen-Concierge-Zunfttreffen in Bingen gibt es übrigens als Höhepunkt um Mitternacht eine legendäre Kissenschlacht. Der/die GewinnerIn bekommt ein traditionell liturgisch besticktes Paradekissen aus Burgund, einen echten Kunstdruck von Albrecht Dürers „Kissenstudien“ und eine BluRay mit dem Film „Pillow Talk“ (Doris Day), ich glaube, ich schweife ein wenig ab.

Waschnuss-Birte erzählte neulich von einem weiteren Trend auf dem Hygienemarkt: Probiotische Tampons. Die sorgen für das richtige Milieu. Die Verpackung ist eine Dose (aus echtem Blech, wie bei Ravioli), und sie lässt sich wiederverwenden, zum Beispiel kann man Stifte hineinstellen, oder sie mit Erde füllen und einen Mammutbaum pflanzen, oder warten, bis man zwei hat (dauert etwa vier Mondzyklen), und unter Zuhilfenahme eines recycelten Paketbands daraus ein völlig elektrosmogfreies Dosenhandy basteln.

Vorstellbar wäre auch die Verwendung beim Dosenwerfen auf dem Frauenrummel. Das ist der Jahrmarkt, der immer nur am 8. März stattfindet, an dessen Ständen es statt Bierchen Sektchen gibt und bei dem in der Raupe Kim-rauchende Lesben stehen. Hach. Die nächste „Feministin zum Mitreisen gesucht“-Anzeige steck ich ein.

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kari

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