BIOLUMINESZENZ
: Tausendfüßler warnen ihre Feinde

LONDON | In einigen Bergregionen in Kalifornien leuchtet nachts der Boden wie ein umgekehrter Sternenhimmel. Der Grund sind Tausende von kleinen, blinden Tausendfüßlern, die in der Nacht aus dem Boden krabbeln und im Dunkeln grünlich schimmern. Mit dieser Illumination können sie mögliche Feinde vor ihrem schlechten Geschmack warnen und abschrecken, berichten US-Zoologen im Fachblatt Current Biology.

Um den möglichen Nutzen des grünen Schimmerns bei Motyxia sequoiae zu klären, stellte Paul Marek von der Universität von Arizona in Tucson mit einer Form 300 kleine Tonmodelle der Tiere her. Die Hälfte dieser Nachbildungen behandelte er mit Leuchtfarbe. Danach verteilte er die leuchtenden und nicht leuchtenden Modelle entlang einer Linie in einem der Lebensräume der Tiere, dem Giant Sequoia National Monument in Kalifornien.

Eine ähnliche Reihe erzeugte er aus mit Angelschnur festgebundenen Tieren, von denen die Hälfte mit einer leichten Farbschicht abgedunkelt worden war. Das Ergebnis zeigte sich am nächsten Morgen. „Es war das reinste Gemetzel. Wir waren sehr überrascht, wie hoch die Verlustrate durch Feinde war“, berichtete Marek. Etwa ein Drittel aller Tausendfüßler und Tiermodelle war verschwunden, verletzt oder beschädigt. Dabei zeigten nicht leuchtende Tiere viermal so viele Spuren von Angriffen wie leuchtende. Auch die dunklen Tontiere waren im Vergleich zu den leuchtenden doppelt so oft angegriffen worden. Damit sei klar, dass das grüne Leuchten der Tausendfüßler eine Warnfunktion für Feinde ist, sagte Marek. Dies sei der bisher einzige Fall, in dem Biolumineszenz im Tierreich nicht zur Kommunikation mit Artgenossen oder zur Anlockung von Beute, sondern als Warnung eingesetzt werde. (dpa)