Strommarkt: Verbraucherschützer wollen Wechsel-Welle auslösen

Verbraucherschützer machen Druck auf die Energiekonzerne: Sie kritisieren überhöhte Preise - und rufen zum Anbieterwechsel auf.

Geplante Preiserhöhungen verschoben: RWE-Strommasten Bild: dpa

BERLIN taz Die Preise auf dem Strommarkt sollen sinken und der Wettbewerb härter werden. Das hat sich der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) zum Ziel einer neuen Kampagne gesetzt. Innerhalb der nächsten sechs Monate will er eine Million weitere Haushalte zum Stromwechsel bewegen. Von den insgesamt 40 Millionen deutschen Privathaushalten haben bisher 2,4 Millionen den Stromanbieter gewechselt. Das ergab die aktuelle vzbv-Studie. Dabei lohnt sich der Wechsel immer: In allen 100 untersuchten Städten gab es einen Anbieter, der dem Kunden billigeren Strom liefert.

Die großen Stromanbieter bekommen den Wechselwillen schon jetzt zu spüren: Vattenfall hat bereits viele Kunden verloren, wie Konkurrenzunternehmen bestätigen. Auch bei RWE ist die Kundenzahl rückläufig: Nach Angaben des Unternehmens haben knapp 100.000 Kunden seit Anfang des Jahres zu einem anderen Anbieter gewechselt. RWE reagiert auf den Unmut der Kunden, indem eine für Herbst geplante Preiserhöhungen vorläufig aufgeschoben wird.

Grund für die hohen Preise ist nach Ansicht von vzbv-Vorstand Gerd Billen die Marktmacht der vier großen Anbieter. Eon, EnBW, Vattenfall und RWE erzeugen immer noch einen Anteil von etwa 80 Prozent des Stroms und verkaufen einen Anteil von etwa 50 Prozent. Den übrigen Markt teilen sich Stadtwerke und neue Anbieter.

Die Stromanbieter argumentieren hingegen, der Grund für die steigenden Preise seien die staatlichen Belastungen: Abgaben gemäß Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), Mehrwertsteuer, Förderung von Kraft-Wärme-Kopplung und Stromsteuer. "Es gibt preissteigernde Faktoren wie das EEG-Gesetz, die müssen wir berücksichtigen", heißt es bei RWE. Nach Daten des Verbandes der Elektrizitätswirtschaft entfallen von den Preissteigerungen seit 2000 allerdings nur sieben Cent auf staatliche Abgaben, zehn Cent hingegen auf Erzeugung, Transport und Vertrieb - und damit auf die Stromkonzerne. Die vzbv hält denn auch den Preis der Strombeschaffung für ausschlaggebend, der seit 2000 um 50 Prozent gestiegen sei.

Nach Angaben der vzbv bezahlt ein Kunde mit seinem Strompreis zu 30 Prozent die Stromübertragung, zu 30 Prozent Bezug und Vertrieb, zu 40 Prozent staatliche Abgaben, Steuern, Umlagen. Beim Wechseln rät Billen zu Vorsicht: Viele Billigangebote hätten Nachteile, beispielsweise Vorauskasse und lange Vertragslaufzeiten. Über den richtigen Anbieter sowie preiswerte Ökostromangebote informieren alle Verbraucherzentralen.

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