Russische Waffen für die ganze Welt

Rüstungsexporte aus Russland erreichen 2007 Rekordwert. China und islamische Staaten sind die wichtigsten Kunden

MOSKAU taz ■ Im internationalen Waffenhandel liegt Russland wieder ganz vorn. Im Jahr 2007 exportierte die russische Rüstungsindustrie Güter im Wert von mehr als sieben Milliarden US-Dollar und nahm damit noch eine halbe Milliarde mehr ein als im Rekordjahr 2006. Die Exporterlöse würden auch 2008 weiter steigen, deutete Vizepremier Sergej Iwanow an. Den Rüstungsunternehmen lägen Aufträge von 32 Milliarden Dollar vor. Seit 2000 hat Moskau damit seine Ausfuhr verdoppeln können.

Nach Angaben des schwedischen Friedensforschungsinstituts Sipri war Russland mit einem Marktanteil von 31 Prozent bereits in den Jahren 2001 bis 2005 Marktführer im Rüstungsgeschäft – die USA kommen auf 30 Prozent. Zu den Exportschlagern zählen vor allem Erzeugnisse der militärischen Luftfahrt, darunter die Kampfjets vom Typ Suchoi und MIG sowie MI-Hubschrauber. Allein 70 SU-30-Jets im Wert von drei Milliarden Dollar wurden 2007 produziert. So viele habe man nicht einmal während der Sowjetzeit verkauft, hieß es beim Hersteller Irkut.

Waffen sind nach Öl, Gas, Stahl und Holz die wichtigsten Exportgüter. Der Sektor bestreitet 57 Prozent des Gesamtexports. Sehr gefragt sind die Luftabwehrraketen und Fliegerabwehrsysteme. Das iranische Verteidigungsministerium gab kürzlich bekannt, das Flugabwehrsystem S-300 zu kaufen. Bereits 2006 hatte Russland trotz internationaler Proteste Teheran die Lieferung von 29 TOR-M1-Abwehrraketen zugesichert.

Auch Griechenland gehört zu den Beziehern der TOR-M1. Griechische Militärs werden zurzeit in Moskau in der Handhabung des Systems unterwiesen. Athen orderte überdies 415 Schützenpanzer im Wert von 1,2 Milliarden Euro.

Wichtigster Abnehmer Moskaus bleibt aber China, auf das 43 Prozent des russischen Exports entfallen, gefolgt von Indien mit 23 Prozent. Besonders große Zuwächse erzielte das Geschäft mit Venezuela. Der staatliche Konzern Rosoboronexport, der als Einziger zum Handel autorisiert ist, feierte die Verträge mit Hugo Chavez „als einen Durchbruch russischer Rüstungstechnik in Lateinamerika“.

Der generelle Zuwachs 2007 geht auf Verträge zurück, die bereits in den Jahren 2004 bis 2006 abgeschlossen wurden. Nach dem Einmarsch der USA in den Irak und der Operation in Afghanistan haben vor allem islamische Staaten mehr Rüstungsgüter in Russland bestellt, das traditionell als wichtigster Gegenspieler der USA in dieser Weltregion wahrgenommen wird.

Nur mit Algerien lief das Geschäft zuletzt nicht wie geplant. Das islamische Land kündigte einen Acht-Milliarden-Deal auf, nachdem sich die Beziehungen zu Moskau verschlechtert hatten und Frankreich in Afrika wieder aktiver geworden ist.

Vor allzu optimistischen Zukunftsprognosen warnen russische Rüstungsexperten unterdessen. Vor allem weil der Rüstungsindustrie qualifizierte Fachleute fehlen, werde der Export in einigen Jahren wieder sinken, erwartet Ruslan Puchow vom Analytischen Zentrum für Strategien und Technologien.KLAUS-HELGE DONATH