Ende des Milchbauernboykotts: Nach dem Streik kommt der Streit

Der Milchstreik ist vorbei, jetzt gehen die Verhandlungen los: Die Molkereien wollen nur minimal höhere Preise, und die Landwirte bezeichnen die Molkereien als "Bremser".

Einen Liter Milch? - 43 Cent wären's dann, bitte. Bild: ap

BERLIN taz Zehn Cent mehr pro Liter Milch - das haben die großen Einzelhandelsketten den streikenden Milchbauern in Aussicht gestellt. 0,3 Cent mehr pro Liter werden es am Ende in den Taschen der Bauern sein - so lautet die Kalkulation von Nordmilch, einer der größten Molkereien. "Das liegt zum Teil daran, dass sich die Erhöhung nur auf Frischmilch und Butter bezieht", erklärt Walter Peters, Vorstand des Bund Deutscher Milchviehhalter (BDM). Doch eine derart niedrige Summe kann er nicht nachvollziehen. "Ich rechne damit, dass die Bauern mindestens drei Cent mehr in der Tasche haben - und das nur als ersten Schritt." Im Gegenteil wirft Peters den Molkereien vor, erneut zu bremsen. "Die wollen uns schon wieder erzählen, was alles nicht geht, statt die Chance zu nutzen, jetzt mit dem Einzelhandel bessere Preise zu verhandeln."

Tatsächlich werden laut Zahlen des Milchindustrieverbandes gerade einmal 13 Prozent der erzeugten Milch zu Trinkmilch. Der Rest wird etwa zu Sahne, Käse, Jogurt oder Quark verarbeitet. Bei diesen Produkten konnten die Bauern wegen der langen Haltbarkeit nicht ausreichend Druck aufbauen, weil die Vorräte im Einzelhandel zu groß waren. Daher kämpften die Milchbauern von Anfang an nur für höhere Preise für frische Produkte. Dazu kommt: "Bis jetzt ist noch nicht klar, ob alle Lebensmittelketten tatsächlich mitmachen", sagt BDM-Sprecherin Petra Weiß. Lidl und Kaufland haben bislang eine Preiserhöhung angekündigt, Edeka, Rewe, Aldi und Metro zeigten sich verhandlungsbereit.

Weiß sieht die Angebote in erster Linie als Signal. "Es hat gezeigt, dass es etwas bringt, wenn die Milchbauern zusammenhalten und für bessere Bedingungen kämpfen." Wie viel mehr die Bauern letzten Endes im Portemonnaie haben, zeige sich erst in der nächsten Zeit. Denn mit dem Ende des Streiks beginnen in diesen Tagen die Verhandlungen zwischen Milchbauern und Molkereien über neue Preise für die Milch. Einen Zeitplan dafür gibt es noch nicht.

Dass der abrupte Stopp des Milchstreiks etwas mit den angekündigten Ermittlungen des Bundeskartellamts zu tun hat, schließt der BDM nachdrücklich aus. Der Verband gehe davon aus, dass es sich nur um eine Anfrage handle, so Weiß. Die Behörde hatte angekündigt, wegen eines Boykottaufrufs, der für Produzenten verboten ist, gegen den Verband zu ermitteln. Maximale Strafe: eine Million Euro.

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