Die Lufthansa streicht erstmals Fernflüge

5.000 Beschäftigte streiken, jeder zehnte Deutschlandflug fällt künftig aus. Airline gibt Rekordergebnis bekannt

HAMBURG dpa/ap ■ Die Lufthansa musste am Mittwoch erstmals wegen des Streiks von Boden- und Servicepersonal auch Interkontinentalflüge streichen. Zwölf Verbindungen von Frankfurt und München nach New York, Chicago, Dallas und Calgary sowie nach Kalkutta und Dubai fielen aus.

Außerdem würden für die nächsten fünf Tage 10 Prozent aller Deutschland- und Europaflüge gestrichen, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Rund 5.000 Beschäftigte legten ihre Arbeit nieder. Allein bei der Lufthansa-Technik-Werft in Hamburg demonstrierten 1.200 Angestellte für höhere Gehälter.

Gleichzeitig gab die Lufthansa am Mittwoch bekannt, dass sie im 1. Halbjahr einen Sprung beim operativen Ergebnis um etwa 45 Prozent auf 705 Millionen Euro gemacht hat. Der Umsatz legte um fast 20 Prozent auf 12,1 Milliarden Euro zu. Das Unternehmen sieht sich allerdings unter Kostendruck: Im ersten Halbjahr legte der Aufwand für Kerosin um knapp 50 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro zu. Die Lufthansa verhängte darum einen Einstellungsstopp.

Der Hamburger Ver.di-Vertreter Dietmar Stretz interpretiert die Bilanz anders. Er kündigte an: Da es der Fluggesellschaft so gut gehe, sei die Gewerkschaft Ver.di als Tarifpartner des Arbeitgebers bereit, das Geld für die Beschäftigten in der Tarifrunde abzuholen. Die Gewerkschaft fordert für rund 50.000 Lufthansa-Beschäftigte am Boden und in der Kabine 9,8 Prozent mehr, das Unternehmen bietet bisher gestaffelt 6,7 Prozent mehr Lohn bei 21 Monaten Laufzeit und eine Einmalzahlung an.

Am Mittwoch mussten insgesamt 82 Flüge storniert werden, am Dienstag waren es 70. „Die Lufthansa bekommt den Streik deutlich zu spüren“, sagte Stretz. Eine Unternehmenssprecherin erklärte indes, bisher seien nur 4 Prozent der Tagesleistung der Fluggesellschaft betroffen.